SEO im Finanzsektor: Wie Künstliche Intelligenz das Suchverhalten verändert

SEO im Finanzsektor: Wie Künstliche Intelligenz das Suchverhalten verändert
Suchmaschinenoptimierung (SEO) hat sich in den vergangenen Jahren von einer vorwiegend keyword- und backlinkorientierten Disziplin zu einem ganzheitlichen Ansatz entwickelt, der Nutzungsabsichten und semantische Zusammenhänge berücksichtigt.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in den Suchalgorithmen und die zunehmende Verwendung von Large Language Models (LLMs) und Diensten wie perpelexity.ai, die die klassische Google-Suche kontinuierlich ersetzen, beeinflussen die Art und Weise, wie Suchmaschinen Ergebnisse bewerten und präsentieren.

Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte dieses Wandels beleuchtet. Dabei geht es insbesondere um die Unterschiede zwischen klassischen SEO-Strategien und KI-getriebener Suche, um neue Kontaktpunkte durch Sprach- und Chat-Assistenten sowie um die verstärkte Bedeutung von qualitativ hochwertigem Content, den Suchalgorithmen anhand von Kriterien wie Experience, Expertise, Authoritativeness und Trustworthiness (E-E-A-T) bewerten.

Klassische SEO-Prinzipien versus KI-getriebene Suche

Klassische SEO-Prinzipien im Überblick

Die klassische SEO lässt sich grob in zwei Bereiche unterteilen: On-Page-Optimierung und Off-Page-Optimierung. On-Page-Optimierung bezieht sich dabei auf alle Maßnahmen, die direkt an der Website vorgenommen werden, wie die Struktur von Überschriften, Meta-Tags, interne Verlinkungen, die Optimierung der Ladezeiten und die sorgfältige Platzierung relevanter Keywords im Text. Off-Page-Optimierung zielt hingegen auf den Aufbau von Backlinks und die Steigerung der Reputation einer Website ab.

Im Zentrum dieser Ansätze stand lange Zeit das Keyword. Seitenbetreibende analysierten mithilfe von Keyword-Tools, welche Suchbegriffe potenzielle Kundinnen und Kunden nutzten, und integrierten diese anschließend an geeigneten Stellen, um ein besseres Ranking zu erzielen. Gleichzeitig war es wichtig, die technischen Anforderungen von Suchmaschinen zu erfüllen, etwa durch eine saubere Code-Struktur oder mobile Optimierung.

Grenzen der klassischen SEO

Diese Formen der Optimierung haben bis heute nicht an Bedeutung verloren, sind jedoch nicht mehr allein ausschlaggebend. Je weiter sich die Algorithmen entwickelten, desto komplexer wurden die Faktoren, die das Ranking beeinflussen. Suchmaschinen wie Google verwenden Machine Learning (ML) und KI-Technologien, um Suchanfragen besser zu verstehen und Inhalte hinsichtlich ihrer Relevanz zu bewerten.

Klassische SEO-Methoden stoßen an ihre Grenzen, wenn sie lediglich auf eine keywordbasierte Optimierung setzen, ohne den semantischen und kontextuellen Bezug zu berücksichtigen. Auf diese Weise werden Inhalte zwar formal für bestimmte Begriffe optimiert, erfüllen aber nicht zwingend den eigentlichen Informationsbedarf der Nutzerinnen und Nutzer. Darüber hinaus können veraltete Taktiken wie Keyword-Stuffing oder künstlich erzeugte Backlinks von den Algorithmen schnell erkannt und abgestraft werden.

KI-getriebene Suche – neue Anforderungen

Mit dem Aufkommen der KI-getriebenen Suche rückt die Erfüllung der Nutzerintention in den Mittelpunkt. Große Sprachmodelle sind inzwischen in der Lage, sowohl kurze als auch längere Suchanfragen semantisch zu interpretieren und diese inhaltlich in einen Kontext einzubetten. Das bedeutet, dass Suchmaschinen die Inhalte einer Website nicht nur oberflächlich nach Keywords durchsuchen, sondern Zusammenhänge, Synonyme, semantische Felder und textliche Feinheiten erkennen können.

Daraus ergeben sich neue Herausforderungen für SEO-Verantwortliche:

  1. Relevanz des Contents: KI-Systeme erkennen inhaltliche Lücken und können Texte bewerten, die lediglich oberflächlich formuliert wurden.
  2. Semantische Struktur: Durch den verstärkten Fokus auf semantische Zusammenhänge ist es ratsam, Inhalte so zu verfassen, dass sie verschiedene Facetten eines Themas abdecken und logische Zusammenhänge deutlich machen.
  3. Nutzerzentrierung: Da sich Suchalgorithmen am Suchbedürfnis orientieren, müssen Websites stärker auf die tatsächliche Nutzerintention zugeschnitten sein.

Sprach- und Chat-Assistenten – neue Touchpoints

Sprachsuche als Wachstumstreiber

Sprachassistenten wie Siri, Google Assistant oder Alexa haben das Suchverhalten verändert. Immer mehr Menschen nutzen Sprachbefehle, um schnell und ohne den Einsatz einer Tastatur nach Informationen zu suchen. Dies führt zu längeren, konversationellen Suchanfragen und verändert die Art und Weise, wie Inhalte auf Websites formuliert werden müssen.

Während die klassische Keyword-Suche oft aus ein bis drei Begriffen besteht, ergeben sich bei der Sprachsuche komplexere Phrasen, die häufig eine W-Frage-Struktur aufweisen. Nutzer formulieren ganze Fragen, etwa „Wie kann ich mein Girokonto wechseln?“ oder „Welche Möglichkeiten habe ich bei einer privaten Rentenversicherung?“. Für die SEO-Praxis bedeutet dies, dass Texte stärker auf konkrete Fragen eingehen sollten, damit Suchmaschinen die entsprechenden Passagen als mögliche Antwort identifizieren können. Dies eröffnet die Chance, sich mit ausführlichen Antworten zu positionieren und relevante Long-Tail-Keywords abzudecken.

Chatbots und digitale Assistenten

KI-gestützte Chat-Systeme stellen eine neue Form der Interaktion dar. Finanzinstitute integrieren zunehmend Chatbots, um Kundinnen und Kunden Antworten in Echtzeit zu liefern – sei es bei Fragen zur Kontoführung, zur Kreditrechner-Abfrage oder zu Versicherungsdetails. Die technische Anbindung dieser Chatbots an interne Datenquellen verbessert die Genauigkeit der Antworten.

Im SEO-Kontext spielen Chatbots eine indirekte Rolle. Eine hohe Kundenzufriedenheit kann sich in positiven Nutzersignalen niederschlagen, etwa einer längeren Verweildauer oder einem erhöhten Engagement auf der Seite. Diese Nutzersignale werden von KI-Algorithmen ausgewertet und wirken sich positiv auf das Ranking aus.

Die Chat-basierte Suche z.B. über ChatGPT oder ähnliche Systeme ermöglichen es Nutzenden, komplexe Fragen in einer Dialogform zu stellen. Diese Chatbots nutzen große Sprachmodelle, um Antworten zu generieren, die oft deutlich umfassender sind als die kurzen Snippets in einer klassischen SERP (Search Engine Results Page).

Für SEO bedeutet dies, dass die reine Platzierung in den Suchergebnissen nicht mehr ausreicht, wenn ein Chatbot die Antwort bereits in einem separaten Fenster liefert. Unternehmen sollten daher prüfen, wie sie ihre Inhalte so aufbereiten, dass KI-basierte Chat-Systeme diese als verlässliche und relevante Quelle einbinden können. Dabei rückt auch das Thema Datenstrukturierung weiter in den Vordergrund, beispielsweise durch den Einsatz strukturierter Daten (Schema.org), damit KI-Systeme Inhalte leichter auslesen und interpretieren können.

Strukturierte Daten erleichtern es Suchmaschinen, Inhalte zu interpretieren. Für Banken, FinTechs oder Versicherungen kann es von Vorteil sein, Produkte klar zu kennzeichnen, beispielsweise Kreditkonditionen, Versicherungsprämien oder Renditeprognosen. Mit Schema.org lassen sich solche Informationen in einem einheitlichen Format bereitstellen, das von Suchmaschinen erkannt und in entsprechenden Rich Snippets dargestellt werden kann. Die korrekte Einbindung strukturierter Daten bietet die Möglichkeit, in sogenannten „Knowledge Panels“ oder „Featured Snippets“ aufzutauchen. Dies erhöht nicht nur die Sichtbarkeit, sondern vermittelt potenziellen Kunden auf den ersten Blick zentrale Informationen wie Zinssätze oder Versicherungsbedingungen.

Die Rolle von Content-Qualität und E-E-A-T

Was bedeutet E-E-A-T?

E-E-A-T steht für Experience, Expertise, Authoritativeness und Trustworthiness. Mit diesem Konzept geben Suchmaschinen wie Google eine Orientierung, welche Qualitätsmerkmale für das Ranking besonders relevant sind. Das Ziel ist, die Inhalte auszuwählen, die Nutzerinnen und Nutzern den größten Mehrwert bieten. Gerade in Bereichen wie Gesundheit oder Finanzen, in denen die Richtigkeit von Informationen essenziell ist, spielen diese Kriterien eine wichtige Rolle.

  • Experience (Erfahrung): Verfügt der oder die Autor/-in über praktische Erfahrung im behandelten Thema?
  • Expertise (Fachkenntnis): Handelt es sich um eine Person oder Institution, die fundiertes Wissen zum Thema besitzt?
  • Authoritativeness (Autorität): Wird die Website oder die Person als Autorität in ihrem Fachgebiet anerkannt?
  • Trustworthiness (Vertrauenswürdigkeit): Ist der Inhalt glaubwürdig und transparent?

Bedeutung für KI-gestützte Suchalgorithmen

Da KI-Systeme Texte zunehmend auf inhaltliche Tiefe und Glaubwürdigkeit überprüfen können, sind E-E-A-T-Kriterien wichtiger als je zuvor. Durch Natural Language Processing (NLP) lassen sich semantische Merkmale erkennen, die auf Fachkompetenz und Praxisbezug hindeuten. KI-getriebene Modelle sind in der Lage, Qualitätssignale auf unterschiedlichen Ebenen zu identifizieren, etwa durch:

  • Stilistische Merkmale: Konsistenz, Fachterminologie und Kohärenz eines Textes.
  • Inhaltliche Tiefe: Ausführlichkeit und Relevanz der gelieferten Informationen.
  • Quellenangaben und Verweise: Verlinkungen auf vertrauenswürdige Publikationen oder Studien.

Suchmaschinen bewerten Content nicht mehr allein danach, ob einzelne Keywords enthalten sind, sondern ob die gesamte Thematik umfassend, korrekt und verständlich beleuchtet wird. Im Finanzbereich kann dies beispielsweise bedeuten, dass nicht nur Fachbegriffe erklärt, sondern auch realistische Szenarien beschrieben werden.

Relevanz für SEO-Strategien

Die Verbindung von KI und E-E-A-T hat direkte Auswirkungen auf die SEO-Strategie. Wer langfristig in den Suchergebnissen präsent sein möchte, kommt nicht darum herum, Inhalte anzubieten, die fachlich fundiert sind und einen echten Nutzen stiften. Dazu gehören unter anderem:

  1. Fundierte Analysen und Studien: Zeigen Sie, dass Sie sich intensiv mit einem Thema auseinandergesetzt haben.
  2. Klare Struktur und gute Lesbarkeit: Gliedern Sie Informationen verständlich und nutzerfreundlich.
  3. Angaben zu Autor/-innen: Nennen Sie Qualifikationen und Erfahrungen, um Transparenz zu schaffen.
  4. Aktualität der Informationen: Regelmäßige Updates sind besonders in dynamischen Bereichen wie Finanzen unerlässlich.

Mit der steigenden Rechenleistung und Verbreitung von KI-Verfahren wird sich dieser Qualitätsfokus weiter verstärken. Darüber hinaus können mithilfe von KI-Tools die eigenen Inhalte besser strukturiert werden, zum Beispiel durch automatisierte Prüfung von Fakten oder die semantische Anreicherung von Texten.

Fazit

SEO im Kontext von Künstlicher Intelligenz ist komplexer als zuvor, da traditionelle Mechanismen durch semantische und kontextuelle Analysen ergänzt werden. Spracheingaben und Chat-Interaktionen verändern die Erwartungen der Nutzenden und ermöglichen es Suchmaschinen, ein tieferes Verständnis der Inhalte zu entwickeln. Gleichzeitig rückt die Qualität von Texten stärker in den Fokus. Faktoren wie Erfahrung, Expertise, Autorität und Vertrauenswürdigkeit entscheiden immer deutlicher über den Erfolg.

Unternehmen, die auf diese Entwicklungen reagieren möchten, sollten ihren SEO-Ansatz entsprechend anpassen. Hierzu gehören die Erstellung hochwertiger, klar strukturierter Inhalte, die Einbindung relevanter Keywords im Kontext, die Nutzung strukturierter Daten sowie der Aufbau einer starken Reputation als vertrauenswürdige Informationsquelle.

Langfristig zeigt sich, dass SEO weniger als reine „Optimierungsaufgabe“ für Suchmaschinen zu begreifen ist, sondern vielmehr als integrativer Bestandteil einer ganzheitlichen Marketing- und Content-Strategie. Diese muss stets die Bedürfnisse der Nutzenden in den Mittelpunkt rücken, um auch im KI-Zeitalter nachhaltig sicht- und auffindbar zu bleiben.

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Über den Autor
Moritz Braun
Moritz Braun
Consultant

Moritz Braun bringt mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Tech- und Finanzbranche mit. Er hat innovative digitale Plattformen in verschiedenen Industrien erfolgreich konzipiert und umgesetzt, u.a. als erfolgreicher Startup-Gründer. Als „Crypto Native“ engagiert er sich seit 2017 intensiv „on-chain“ und beteiligte sich an der Planung und Umsetzung verschiedener NFT- und Token-Projekten. Als Berater nutzt er sein Know-how, um Brücken zwischen der traditionellen Finanzwelt und den zukunftsweisenden Technologien von Blockchain und Künstlicher Intelligenz zu schlagen.

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