Worum geht es?
Über Robinhood Market, Inc. wurde in der Vergangenheit schon viel in der Presse berichtet, vieles davon nicht schmeichelhaft. Nichtsdestotrotz habe ich mir das gestrige Keynote Event „The Lost City of Gold“ angesehen.
Mit The Lost City of Gold wird Robinhoods Antritt in drei neuen Bereichen vorgestellt: Robinhood Strategies, Robinhood Banking und Robinhood Cortex. Außerdem gibt es neue Features für Robinhood Gold Kunden.
Was sind die neuen Strategien?
Hinter Strategies verbirgt sich der Vorstoß in die Vermögensverwaltung. Robinhood führt einen Robo-Advisor ein. Doch zwei Punkte stechen besonders hervor:
- Das Zielportfolio des Robos ist individueller anpassbar und deutlich transparenter als bei vielen Konkurrenten
- In der Vermögensübersicht ist eine Art Cash-Flow-Tool Prognose für zukünftige Entwicklungen enthalten
- Nutzer können sich KI-basierte Insights als Text oder Audio zum Portfolio oder einzelnen Positionen geben lassen
- Steuerliche Optimierungen sind eingebunden
- Doch das Bemerkenswerteste zum Schluss: Die Gebühren des Robos liegen bei gerade einmal 0,25 % vom Asset under Management (AuM) und sind außerdem bei 100.000 USD AuM bzw. bei Gebühren von max. 250 USD pro Jahr gecappt!
Banking bringt Giro- und Tagesgeldkonten für Robinhood-Gold-Mitglieder. Die Highlights:
- 4,00 % APY auf Guthaben
- Einlagenversicherung für bis zu 2,5 Millionen
- Einzel-, Gemeinschafts und Familienkonten in einer Übersicht
- Instant FX bei Überweisungen auf Konten die in unterschiedlichen Währungen geführt werden
Unter Cortex laufen KI-Funktionen. Neben der bereits beschriebenen Funktion in Strategies, dem Stocks Digest, wird der Optionshandel dadurch erweitert:
- Mit Trade Builder soll der Handel mit Optionen vereinfacht werden. Ein gewünschter Trade mit Optionen wird in gängige Strategien wie Long Call oder Short Put übersetzt und dem Nutzer grafisch aufbereitet
Was bedeutet das für andere Marktteilnehmer?
Robinhood Market, Inc. erweitert sein Spielfeld und baut sich vom reinen Neobroker zur Neobank um, auch wenn die Banklizenz aktuell noch fehlt. Strategisch ein guter Schachzug. Robinhood entflieht dem Red Ocean also mit einer hybriden Strategie und versucht durch Technologie das Private Banking für das Affluent Kundensegment zu erschließen.
Der Gamechanger sind natürlich die Gebühren für den Roboadvisor. 0,25 % Gebühren sind in den USA keine Seltenheit und verglichen mit den europäischen Anbietern, bei denen 0,55 % bis 1,65 % gelten, schon deutlich kundenfreundlicher. Allerdings ist die Kappungsgrenze bei max. 250 USD pro Jahr eine echte Ansage und wird das Race to the bottom nochmal ordentlich anheizen.
Aus Sicht von Robinhood macht es Sinn, Tools zu bauen, die nicht zur Unterstützung von Personal genutzt werden, sondern die Technologie so zu entwickeln, dass erst gar kein Personal gebraucht wird. Die Zeit wird allerdings zeigen, ob Wealth Management zukünftig durch KI ersetzt werden kann, oder ob die soziale Komponente, die persönliche Beratung doch unverzichtbar sein wird.
Mein persönlicher Take?
Einer der vermutlich letzten Weckrufe für etablierte Anbieter, wie UX und E2E in digitalen Services umgesetzt wird. Revolut schmunzelt, zeigt es uns als Platzhirsch doch deutlich, wie erfolgreich eine Verbindung von Neobank und -broker ist und knackte damit zuletzt die 50 Millionen Nutzer Marke im November letzten Jahres. Trade Republic und Scalable fühlen sich vermutlich bestätigt, schreiben aber sicherlich auch aufmerksam mit.