Stablecoins haben sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Bindeglied zwischen traditionellen Finanzsystemen und der Welt der Kryptowährungen entwickelt. Sie bieten nicht nur schnellere Abwicklungen und niedrigere Kosten bei grenzüberschreitenden Transaktionen, sondern eröffnen auch völlig neue Möglichkeiten durch die Programmierbarkeit von Zahlungsflüssen. Banken, Zahlungsdienstleister (PSPs) und Fintechs erkennen zunehmend das Potenzial dieser Technologie, und das Jahr 2025 könnte ein Wendepunkt für ihre breite Integration werden.
SWIFT ist nicht teuer – das Risiko ist es. VISA und Mastercard sind nicht teuer – es sind die Intermediäre. Stablecoins lösen keine Kostenprobleme, sondern Infrastrukturprobleme.
Ein häufiges Missverständnis ist jedoch die Annahme, dass Stablecoins einfach nur eine günstigere Alternative zu bestehenden Zahlungssystemen wie Kreditkartennetzwerken oder SWIFT darstellen. Tatsächlich liegt ihr wahres Potenzial nicht in der bloßen Kostenreduktion, sondern in ihrer technologischen Überlegenheit.
Warum traditionelle Zahlungssysteme teuer erscheinen
Die hohen Kosten im traditionellen Zahlungsverkehr entstehen nicht primär durch die Netzwerke selbst, sondern durch die Vielzahl an Intermediären und den Aufwand für Risikomanagement und Compliance. Bei einer typischen Kreditkartentransaktion von 100 US-Dollar fallen beispielsweise nur 0,15 USD an direkten Netzwerkgebühren an. Doch die Gesamtkosten für den Händler belaufen sich auf etwa 3,20 USD. Der Großteil dieser Kosten entsteht durch Banken und Zahlungsabwickler, die ihre eigenen Systeme für Betrugsprävention, Compliance und manuelle Abgleichsprozesse betreiben.
Ähnlich verhält es sich bei SWIFT: Das Messaging-System selbst ist kostengünstig – eine Nachricht kostet oft nur Cent-Beträge. Doch Banken verlangen für grenzüberschreitende Zahlungen zwischen 40 und 120 USD pro Transaktion. Diese Gebühren spiegeln den Aufwand wider, der durch manuelle Routenplanung, regulatorische Anforderungen und das Management von Risiken entsteht. Compliance-Verstöße können zudem extrem teuer werden – ein Beispiel ist die Strafe von 8,9 Milliarden USD gegen BNP Paribas.
Was Stablecoins wirklich lösen: Infrastruktur statt Risiko
Stablecoins lösen diese Ineffizienzen nicht einfach durch geringere Kosten, sondern durch ein völlig neues technisches Paradigma. Sie schaffen eine einheitliche Infrastruktur für Zahlungen, bei der viele der bisherigen manuellen Prozesse automatisiert werden können. So könnten Wallets mit integrierter KYC-Überprüfung (Know Your Customer) automatisch Transaktionen an nicht verifizierte Adressen blockieren – ein Prozess, der im traditionellen Bankensystem oft mehrere Abteilungen beschäftigt. Der eigentliche Durchbruch von Stablecoins liegt in drei zentralen Innovationen:
- Programmierbarkeit: Smarte Verträge ermöglichen es, Geschäftslogik direkt in Zahlungen einzubetten. Zum Beispiel könnte ein Lieferant festlegen, dass eine Zahlung erst freigegeben wird, wenn ein IoT-Sensor den Wareneingang bestätigt. Dies reduziert Streitigkeiten und beschleunigt Prozesse erheblich.
- Globale Echtzeit-Abwicklung: Während traditionelle Banken an Öffnungszeiten und Zeitzonen gebunden sind, funktionieren Stablecoins rund um die Uhr. Unternehmen wie SpaceX nutzen Stablecoins bereits heute, um Zahlungen an Partner in Ländern mit instabilen Währungen abzuwickeln – ohne Verzögerungen durch Bankarbeitstage.
- Transparenz und Sicherheit: Jede Stablecoin-Transaktion wird in einer unveränderlichen Blockchain aufgezeichnet. Diese Transparenz ermöglicht völlig neue Ansätze im Risikomanagement.
Herausforderungen und Risiken
Trotz ihrer Vorteile stehen Stablecoins vor Herausforderungen:
- Operationale Risiken: Die Sicherheit von Wallets und Bridges (Schnittstellen zur Fiat-Welt) bleibt kritisch. Angriffe auf zentrale Infrastrukturen könnten das Vertrauen erschüttern.
- Regulatorische Unsicherheit: Während die EU mit MiCA klare Regeln schafft, fehlt in den USA noch ein einheitlicher Rahmen.
- Finanzielle Risiken: Ein „Bank Run“ auf einen Stablecoin-Emittenten könnte schwerwiegende Folgen haben. Auch das Management von Liquidität in einem 24/7-Markt stellt neue Anforderungen.
Warum 2025 ein Wendepunkt sein könnte
Der Artikel prognostiziert mehrere Entwicklungen bis 2025:
- Regulatorische Klarheit: Gesetze wie MiCA in der EU schaffen Vertrauen bei institutionellen Akteuren.
- Breite Integration: Zahlungsdienstleister wie Stripe integrieren Stablecoin-Funktionen; Banken entwickeln eigene Stablecoin-Strategien.
- Neue Anwendungsfälle: Unternehmen nutzen Stablecoins für Treasury-Management oder programmierbare Lieferkettenzahlungen.
- Lokale Stablecoins: Regionale Varianten könnten entstehen, um Fiat-Anbindungen zu verbessern.
Langfristige Auswirkungen auf das Finanzsystem
Stablecoins könnten traditionelle Zahlungsnetzwerke langfristig zu reinen Transportlayern degradieren – ähnlich wie das Internet Protokolle über Telekommunikationsnetze gelegt hat. Korrespondenzbanken könnten überflüssig werden, während neue Akteure wie Tech-Banken oder Fintechs dominieren. Die Zukunft liegt nicht in billigeren Zahlungen, sondern in besseren: programmierbar, global verfügbar und transparent.