Kryptowährungen und die zugrundeliegende Blockchain-Technologie haben sich von einem Nischenphänomen zu einem ernstzunehmenden Faktor im globalen Finanzsystem entwickelt. Was einst als spekulative Randerscheinung abgetan wurde, wird zunehmend von etablierten Finanzinstitutionen als strategisch wichtiges Innovationsfeld erkannt.
Traditionelle Großbanken in den USA, Europa und Asien haben in den letzten Jahren ihre anfängliche Skepsis gegenüber Kryptowährungen und Blockchain überwunden und vielfältige Strategien entwickelt, um Distributed-Ledger-Technologie (DLT) in ihr Geschäftsmodell zu integrieren. Im Folgenden wird ein Überblick über die Krypto-Aktivitäten von 12 führenden internationalen Banken gegeben (ohne deutsche Institute – hierzu lesen Sie bitte den Beitrag Deutsche Banken und Ihre Krypto Strategie). Dabei werden eigene Blockchain-Projekte, Konsortialinitiativen, Partnerschaften, Kundenangebote, interne Innovationsprogramme sowie regulatorische Positionierungen beleuchtet.
US-Banken und ihre Krypto-Strategien
JPMorgan Chase (USA)
JPMorgan Chase, die nach Börsenwert größte Bank der Welt, hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Veränderung im Umgang mit Blockchain-Technologie und Kryptowährungen vollzogen. Während CEO Jamie Dimon 2021 Bitcoin noch als einen „hyped-up fraud“ (übersetzt etwa „hochgepushter Betrug“) bezeichnete, ist die Bank mittlerweile zu einem der führenden Akteure im traditionellen Finanzsektor auf dem Gebiet der digitalen Assets avanciert. JPMorgan verfolgt heute eine umfangreiche Strategie mit mehreren innovativen Projekten, die eindrucksvoll demonstrieren, wie traditionelle Banken Blockchain-Technologie gezielt und erfolgreich einsetzen können.
Im Zentrum der Blockchain-Aktivitäten von JPMorgan Chase steht die Plattform Kinexys, welche früher unter der Bezeichnung „Onyx“ bekannt war. Diese Plattform wurde 2020 gegründet und fungiert als zentrale Schnittstelle, um verschiedene Blockchain-basierte Initiativen und Lösungen der Bank zu bündeln. Besonders hervorzuheben sind hierbei zwei Kernprodukte: der JPM Coin und das Liink-Netzwerk. Der JPM Coin ist ein digitaler Token, der im Verhältnis 1:1 an den US-Dollar gekoppelt ist und speziell für interne Zahlungen zwischen institutionellen Kunden von JPMorgan verwendet wird. Liink wiederum fungiert als Blockchain-basiertes Informationsnetzwerk, das den Zahlungsverkehr effizienter gestaltet, indem es schnelle, sichere und transparente Kommunikation zwischen Banken ermöglicht. Mittlerweile zählt Liink mehr als 400 teilnehmende Finanzinstitute weltweit und verarbeitet täglich Millionen von Nachrichten.
Kinexys konnte seit Gründung bereits Transaktionen im spektakulären Gesamtvolumen von über 1,5 Billionen US-Dollar abwickeln und verarbeitet aktuell täglich durchschnittlich mehr als 2 Milliarden US-Dollar. Unter dem Dach von Kinexys bietet JPMorgan außerdem die Plattform „Kinexys Digital Payments“ an, die aus dem ursprünglichen JPM Coin System hervorgegangen ist. Dieses Blockchain-basierte Zahlungssystem ermöglicht programmierbare Zahlungen nahezu in Echtzeit, 24 Stunden täglich in verschiedenen Währungen. Es bietet Kunden die Möglichkeit, grenzüberschreitende Transaktionen innerhalb weniger Minuten abzuwickeln und lässt sich flexibel in bestehende Banksysteme integrieren – egal ob über SWIFT, APIs oder die J.P. Morgan Access®-Plattform. Aktuell erweitert JPMorgan Digital Payments zudem um den Devisenhandel (FX), zunächst in US-Dollar und Euro, mit geplanten Erweiterungen auf weitere internationale Währungen.
Ein besonders innovatives Projekt der Bank ist das Anfang 2023 eingeführte „Tokenized Collateral Network“ (TCN). Diese Lösung ermöglicht die Tokenisierung traditioneller Finanzanlagen wie etwa US-Staatsanleihen oder Fondsanteile. Die digitalisierten Vermögenswerte dienen dann als Sicherheiten (Collateral) in verschiedenen Finanztransaktionen. Das löst ein großes Problem des Finanzsektors – nämlich die im traditionellen Geschäft oft ineffiziente und kostspielige Verwaltung von Sicherheiten. JPMorgan konnte bereits mehrere erfolgreiche Pilotprojekte mit TCN abschließen, darunter eine Zusammenarbeit mit BlackRock zur Tokenisierung von Geldmarktfondsanteilen sowie eine Partnerschaft mit der Deutschen Bank, bei der Sicherheiten für Derivatgeschäfte tokenisiert wurden.
Neben eigenen Entwicklungen setzt JPMorgan gezielt auf strategische Partnerschaften mit globalen Technologievorreitern und Finanzakteuren wie Siemens, Ant International und BlackRock. Darüber hinaus arbeitet JPMorgan mit Mastercard zusammen und integrierte deren Multi-Token Network (MTN), um globale Abwicklungsprozesse weiter zu verbessern. Besonders visionär und öffentlichkeitswirksam war JPMorgans Teilnahme an einem außergewöhnlichen Experiment: Der Bank gelang der weltweit erste blockchain-basierte Werttransfer, durchgeführt zwischen Satelliten in der Erdumlaufbahn. Für dieses innovative Vorhaben kooperierte JPMorgan mit dem Satelliten-Unternehmen GomSpace und nutzte die auf Ethereum basierende Consensys Quorum Blockchain.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass JPMorgan Chase innerhalb weniger Jahre von einer skeptischen Haltung zu Blockchain und Kryptowährungen zu einem global führenden Innovator in diesem Bereich geworden ist. Die Bank verfolgt mittlerweile eine ambitionierte und breite Strategie, die von Stablecoins und blockchain-basierten Payment- und Informationsnetzwerken über Tokenisierungsplattformen bis hin zu zukunftsweisenden technologischen Experimenten reicht. Mit ihrer gut strukturierten und umfassenden Herangehensweise beweist JPMorgan eindrucksvoll, wie traditionelle Finanzkonzerne von digitalen Assets profitieren und gleichzeitig das globale Finanzsystem zukunftsfähig gestalten können.
Bank of America (USA)
Die Bank of America (BofA), derzeit die zweitgrößte US-Bank, verfolgt eine eher vorsichtige, gleichzeitig jedoch progressive und zukunftsorientierte Krypto- und Blockchain-Strategie. Obwohl sich das Unternehmen im öffentlichen Diskurs rund um direkte Kryptowährungsinvestments eher zurückhaltend zeigt, hat es bereits massiv in Patente und Entwicklung im Blockchain-Bereich investiert. Schon Anfang 2025 erklärte CEO Brian Moynihan beim Weltwirtschaftsforum in Davos: „Wir besitzen bereits hunderte von Blockchain-Patenten und wissen genau, wie wir in diesem Bereich agieren können.“ Diese Aussage verdeutlicht die intensive Vorarbeit und Kompetenz, die sich das Institut durch eigene Forschung aufgebaut hat.
Dabei ist der strategische Kurs der Bank pragmatisch und sicherheitsorientiert: Cathie Bessant, frühere Chief Operations & Technology Officer der Bank, äußerte sich zuvor skeptisch über kurzfristige praktische Umsetzungen der neuen Technologie. Diese vorsichtige Herangehensweise spiegelt sich auch im langsamen, dafür aber sicheren Roll-out interner Blockchain-Systeme wider. So setzte die Bank of America erste Anwendungen für Dokumentenverifizierung, Handelsfinanzierung und Treasury-Management um – stets mit einem besonderen Fokus auf Skalierbarkeit, Compliance sowie Datenschutz.
Ein zentraler Baustein in der aktuellen Krypto-Strategie der Bank of America ist die Einführung eines institutseigenen Stablecoins. CEO Moynihan kündigte ebenfalls Anfang 2025 an, dass die BofA plant, einen vollständig durch den US-Dollar gedeckten Stablecoin zu lancieren – sobald regulatorische Rahmenbedingungen hierfür geschaffen sind. Dieser Stablecoin solle nahtlos mit traditionellen Bankkonten verbunden sein, sodass Kunden problemlos zwischen digitalen Assets und klassischen Einlagen wechseln können. In einem Interview erklärte Moynihan dazu: „Sie werden einen Stablecoin und gleichzeitig eine reguläre US-Dollar-Einlage besitzen und wir werden diese Mittel flexibel hin und her bewegen können.“ Die Bank betonte ausdrücklich, dass dieser Ansatz die Integration digitaler Assets in das existierende traditionelle Finanzsystem zum Ziel habe.
Darüber hinaus signalisiert Moynihan eine generelle Bereitschaft der Bank, bestimmte Kryptowährungen als Zahlungsmittel zu akzeptieren – vergleichbar mit bereits etablierten Zahlungsstrukturen wie Visa, Mastercard oder Apple Pay. Allerdings betonte er, dass ausschließlich nicht-anonyme Kryptowährungen in Betracht gezogen würden. Auch an dieser Stelle verdeutlicht sich der hohe Stellenwert, den das Institut regulatorischer Klarheit und Compliance beimisst.
Ein weiterer wichtiger Pfeiler der Blockchain-Initiativen von Bank of America ist die intensivierte Zusammenarbeit mit Ripple seit Januar 2025. Die Bank nutzt das RippleNet-Netzwerk für grenzüberschreitende Echtzeitzahlungen, um Bearbeitungszeiten gegenüber herkömmlichen SWIFT-Überweisungen deutlich zu reduzieren und Liquiditätskosten zu senken. Obwohl eine offizielle Bestätigung der Nutzung von Ripples XRP-Token bislang aussteht, deuten Dokumente und Aussagen externer Partner wie David Stryzewski von der Sound Planning Group darauf hin, dass XRP möglicherweise bereits intern für Transaktionen verwendet wird. Besonders attraktiv für die Bank of America ist dabei Ripples On-Demand-Liquidity-Lösung (ODL), die XRP als Brückenwährung einsetzt und internationale Zahlungsprozesse damit um bis zu 80 % beschleunigen kann.
Im Retail- und Vermögensverwaltungsbereich bleibt die Bank of America hingegen überwiegend konservativ. Dennoch wurden zuletzt erste kleinere Öffnungsschritte unternommen: Im Jahr 2024 integrierte die Investmenttochter Merrill Lynch ausgewählte Bitcoin-ETFs in ihr Angebot für wohlhabende Privatkunden. Dadurch wird qualifizierten Anlegern ermöglicht, indirekt in Kryptowährungen zu investieren, ohne eigene Wallets verwalten zu müssen. Bereits 2021 hatte die BofA zudem eine spezialisierte Digital-Asset-Research-Abteilung gegründet, die regelmäßig Analysen und Einschätzungen zu Krypto-Märkten veröffentlicht – ein klares Zeichen dafür, dass die Bank die Entwicklungen aktiv verfolgt und ernst nimmt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Bank of America im Blockchain- und Krypto-Segment eine bewusst ausgewogene Strategie verfolgt: Auf der einen Seite investiert sie massiv in Forschung, Entwicklung und Patente und plant sogar die Einführung eines bankeigenen Stablecoins. Auf der anderen Seite agiert sie äußerst umsichtig im direkten Kundengeschäft, legt hohen Wert auf regulatorische Sicherheit und Compliance und öffnet sich nur schrittweise für breitere Kundenangebote in Krypto-Assets. Mit dieser vorsichtigen, doch klar zukunftsorientierten Positionierung stellt sich die Bank of America auf einen wachsenden Markt ein, der zunehmend regulatorische Klarheit gewinnt.
Citigroup (USA)
Die Citigroup, drittgrößte Bank der USA, verfolgt im Bereich Blockchain und digitale Assets eine zielgerichtete, langfristig orientierte Strategie. Sie setzt DLT nicht primär ein, um öffentlichkeitswirksame Kryptoprodukte für Endkunden zu entwickeln. Stattdessen sieht das Institut größere Chancen darin, seine bestehende Finanzmarktinfrastruktur zu optimieren und neue institutionelle Serviceleistungen anzubieten – insbesondere in den Bereichen Zahlungsverkehr, Handelsfinanzierung, tokenisierte Assets und Verwahrung (Custody).
Ein wichtiger Bestandteil der Strategie von Citi ist die Entwicklung einer eigenen geschlossenen (permissioned) Blockchain-Infrastruktur, welche allein von der Bank betrieben wird. Diese Infrastruktur hat den Vorteil, hohe Anforderungen an die Sicherheit, Skalierbarkeit und regulatorische Compliance zu erfüllen und gleichzeitig für institutionelle Nutzer einfach bedienbar zu sein. Auf Basis dieser eigenen Blockchain betreibt Citi diverse innovative Projekte, so beispielsweise eine patentierte programmierbare Zahlungs- und Liquiditätsplattform, die auf Smart Contracts beruht.
Parallel zu den internen Lösungen arbeitet Citi gezielt auch mit externen Blockchain-Netzwerken und Partnern zusammen. So kooperiert Citi etwa mit dem Avalanche-Blockchain-Netzwerk, speziell mit dessen Avalanche Spruce Institutional Test Subnet, um die Tokenisierung von privaten Marktprodukten zu testen. Diese Zusammenarbeit zeigt, dass Citi je nach Anwendungsfall durchaus auch externe offene Technologien einsetzt, sofern sie den Anforderungen institutioneller Kunden entsprechen.
Für institutionelle Kunden bietet Citigroup bereits konkrete Blockchain-basierte Lösungen. Mit dem Angebot „Citi Token Services for Cash“ ermöglicht die Bank ihren Kunden, Barmittel („Cash“) und Vermögenswerte zu tokenisieren und diese effizient und rund um die Uhr global zu transferieren. Besonders an diesem Angebot ist, dass Kunden keine eigenen Wallets benötigen und auch keine Kryptowährungen selbst halten müssen. Die Nutzung erfolgt bequem über das bestehende Citibank-Konto, wodurch die Einstiegshürden erheblich reduziert werden. Daneben existiert der Dienst „Citi Token Services for Trade„, welcher besonders Handelsfinanzierungen revolutionieren soll. Hierbei ermöglichen Smart Contracts und der Einsatz von tokenisiertem Bargeld erhebliche Effizienzsteigerungen, indem sie die Verarbeitungszeit klassischer Handelsfinanzierungstransaktionen deutlich reduzieren – von bisher mehreren Tagen auf nur noch wenige Minuten.
Ein weiterer strategischer Fokus liegt auf der Tokenisierung von klassischen Anlageklassen („Real World Assets“). Citi führte Anfang 2024 erfolgreich eine Machbarkeitsstudie zur Tokenisierung von Private-Equity-Fonds durch. Diese zeigte auf, dass Fondsanteile nicht-börsennotierter Finanzanlagen effektiv als digitale Tokens ausgegeben und verwahrt werden können. Dies verspricht langfristig deutlich gesteigerte Liquidität und Abwicklungseffizienz für solche Vermögenswerte. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen lancierte Citi im Juli 2024 die Citi Integrated Digital Assets Platform (CIDAP), eine digitale Infrastruktur, die speziell für sichere und effiziente Tokenisierungsprozesse optimiert ist.
Um sämtliche Aktivitäten rund um digitale Assets effektiv zu bündeln, etablierte Citi frühzeitig eine dedizierte „Digital Assets Unit“. Ein zentrales Vorhaben dieser spezialisierten Einheit ist der Aufbau von institutionellen Krypto-Custody-Services. Bereits 2022 ging Citi dazu eine Partnerschaft mit dem Schweizer Krypto-Verwahrungsdienstleister Metaco ein (inzwischen Teil von Ripple). Ziel ist es, institutionellen Investoren zukünftig sichere Verwahrungs- und Serviceleistungen für Kryptowährungen und tokenisierte Wertpapiere zu bieten – analog zur herkömmlichen Verwahrung von Aktien oder Bonds. Citigroup hat intensiv daran gearbeitet, regulatorische Voraussetzungen und technische Standards hierfür umzusetzen, und plant, solche Custody-Angebote ab 2025 offiziell einzuführen, um den Anschluss an internationale Konkurrenten wie BNY Mellon oder State Street nicht zu verlieren.
Zusätzlich nimmt Citi aktiv an branchenweiten Blockchain-Konsortien und Kooperationen teil. So war die Bank etwa als Beteiligte bei der Handelsfinanzierungsplattform „Contour“ aktiv, welche durch Nutzung der Corda-Technologie (entwickelt von R3) dokumentäre Zahlungen digitalisiert. Außerdem engagierte sich Citi gemeinsam mit Goldman Sachs bei Pionierprojekten digitaler Bonds der Europäischen Investitionsbank (EIB) in den Jahren 2021 und 2022. Solche kollaborativen Projekte erlauben Citi, unmittelbar praktische Erfahrungen zu sammeln, Marktstandards zu entwickeln und Innovationen risikoreduziert umzusetzen.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Citigroup ausdrücklich nicht auf kurzfristige Krypto-Hypes oder Endkundengeschäft setzt. Stattdessen verfolgt sie einen strukturierten, infrastrukturellen Ansatz mit langfristiger Perspektive: Die Bank nutzt Blockchain- und Token-Technologien gezielt dazu, ihre Rolle als zentraler Akteur in internationalen Zahlungsnetzwerken, Handelsfinanzierung und Custody auszubauen und effizienter zu gestalten. Damit platziert sich Citi strategisch optimal, um von einer schrittweisen Umstellung der globalen Finanzmärkte auf digitale Assets und Blockchain-basierte Infrastrukturen zu profitieren.
Goldman Sachs (USA)
Goldman Sachs, eine der weltweit renommiertesten Investmentbanken und führender Finanzdienstleister, verfolgt eine umfassende und ambitionierte Strategie im Bereich der Blockchain-Technologie und digitaler Vermögenswerte. Im Mittelpunkt dieser Strategie stehen vor allem die Tokenisierung von Finanzinstrumenten, die Nutzung von Distributed-Ledger-Technologien (DLT) sowie gezielte Investitionen in kryptobezogene Unternehmen und ETF-Produkte.
Ein zentraler Eckpfeiler der Blockchain-Infrastruktur von Goldman Sachs ist die Ende 2022 eingeführte Goldman Sachs Digital Assets Platform (GS DAP®). Diese auf der Smart-Contract-Sprache DAML basierende Plattform ermöglicht die Emission und Abwicklung vollständig digitaler Finanzinstrumente. Bereits bei ihrer Einführung konnte GS DAP® eindrucksvoll die Vorteile der Blockchain demonstrieren: Im November 2022 emittierte Goldman Sachs über diese Plattform eine volldigitale Anleihe der Europäischen Investitionsbank (EIB) im Volumen von 100 Millionen Euro und einer Laufzeit von zwei Jahren. Besonders bemerkenswert war dabei die Geschwindigkeit der Transaktion, die in unter 60 Sekunden abgewickelt werden konnte (T+0-Settlement), während herkömmliche Anleiheemissionen in der Regel bis zu fünf Werktage in Anspruch nehmen. Aufgrund dieses Erfolgs plant Goldman Sachs, GS DAP® bis Ende 2025 in eine eigenständige, branchenweit nutzbare DLT-Lösung zu überführen.
Im Kundenbereich bietet Goldman Sachs bereits vielseitige Tokenisierungsdienste an, welche insbesondere institutionellen Investoren erhebliche Vorteile in Bezug auf schnellere Abwicklung, verbesserte Risikokontrolle und eine gesteigerte Liquidität ermöglichen. Ergänzend hierzu offeriert die Digital-Assets-Abteilung der Bank weitere kapitalmarktbezogene Blockchain-Dienstleistungen und eine Auswahl an kryptobezogenen Handelsprodukten. Um die nahtlose Verbindung zwischen traditionellen und Blockchain-basierten Märkten zu ermöglichen, arbeitet die Bank derzeit an einer sogenannten Asset Bridge, die Emissionen und Rücknahmen (Issuance and Redemption) von Ethereum-basierten Tokens stark vereinfachen wird.
Auch den Handel mit Kryptowährungen betrachtete Goldman Sachs bereits frühzeitig als möglichen Wachstumsmarkt. Bereits im Jahr 2018 wurden erste Pläne für ein Bitcoin-Handelsdesk bekannt, welches allerdings damals zunächst auf Eis gelegt wurde. Inzwischen bietet Goldman jedoch ausgewählten institutionellen Kunden direkten Zugang zu Krypto-Derivaten wie Bitcoin-Futures oder Non-Deliverable Forwards und fungiert als Liquiditätsanbieter auf regulierten Kryptobörsen. Ein wichtiger Schritt war 2021 der Beitritt von Goldman Sachs als erster externer Teilnehmer in das Onyx (heute Kinexys)-Repo-Netzwerk von JPMorgan, bei dem US-Staatsanleihen gegen JPM Coin gehandelt wurden. Mit diesem Projekt positionierte sich Goldman Sachs als Vorreiter und sieht darin einen „zentralen Moment in der Digitalisierung von Finanztransaktionen“, da die DLT-Technologie erstmals eine minutengenaue Nutzung der Liquidität ermöglichte.
Parallel hat Goldman Sachs auch strategisch in vielversprechende Blockchain- und Krypto-Unternehmen investiert. Schon 2015 beteiligte sich die Bank am Krypto-Unternehmen Circle, dem Herausgeber des bekannten USD Coin (USDC). Des Weiteren war Goldman Investor bei Digital Asset Holdings, einem Unternehmen der ehemaligen JPMorgan-Blockchain-Chefin Blythe Masters. Der Venture-Capital-Arm von Goldman Sachs unterstützt zudem kontinuierlich innovative Blockchain-Startups, um frühzeitig Zugang zu neuen Technologien und Anwendungen zu erhalten. Ergänzt werden diese Aktivitäten durch Partnerschaften mit etablierten Marktakteuren wie der SIX Digital Exchange (Schweiz) oder der Deutschen Börse, mit denen Goldman gemeinsame Projekte im Bereich digitaler Anleihen realisiert.
Zusammenfassend verfolgt Goldman Sachs eine klar strukturierte Strategie im Blockchain- und Kryptosegment. Die Bank konzentriert sich gezielt auf die Anwendung von Blockchain-Technologie für klassische Finanzmarktprozesse (insbesondere Anleiheemission und -handel) sowie auf institutionelle, regulierte Anlageprodukte für große Investoren. Anstelle risikoreicher Retail-Angebote setzt Goldman bewusst auf eine qualitativ hochwertige, rechtlich abgesicherte Brücke zwischen traditionellen Finanzmärkten und der Welt digitaler Assets. Dadurch etabliert sich Goldman Sachs als führender Gestalter im Wandel hin zur tokenisierten und vernetzten Finanzwelt.
Morgan Stanley (USA)
Morgan Stanley, eine der einflussreichsten Investmentbanken weltweit, hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Wandlung in ihrer Haltung gegenüber Kryptowährungen und Blockchain-Technologien durchlaufen. Zunächst skeptisch gegenüber digitalen Vermögenswerten eingestellt, positioniert sich die Bank inzwischen als einer der Vorreiter bei deren institutioneller Adoption. Sie verfolgt heute aktiv innovative Projekte im Bereich der Distributed Ledger Technology (DLT), mit einem klaren Schwerpunkt auf das Wealth Management und einer Zielgruppe vermögender Privatkunden.
Ein entscheidender Schritt erfolgte im März 2021, als Morgan Stanley als erste große US-Bank Kryptowährungsinvestments explizit für vermögende Privatkunden ermöglichte. Seitdem können Kunden mit einem Anlagevermögen ab zwei Millionen US-Dollar und einer entsprechenden Risikotoleranz direkt in Bitcoin investieren. Das Angebot umfasst drei speziell eingerichtete Bitcoin-Fonds: Zwei dieser Fonds werden vom Krypto-Unternehmen Galaxy Digital verwaltet, während ein weiterer Fonds als Kooperation zwischen FS Investments und NYDIG konzipiert ist. Zum Schutz der Anleger und zur Begrenzung des Risikos beschränkte die Bank dabei bewusst den möglichen Anteil solcher Krypto-Investments auf maximal 2,5 % des Gesamtportfolios eines Kunden. Im August 2024 erweiterte Morgan Stanley schließlich ihr Angebot im Kryptobereich nochmals deutlich, indem nun auch Bitcoin-Exchange-Traded Funds (ETFs) für vermögende Privatkunden zugänglich gemacht wurden.
Neben der aktiven Einbindung von Kryptowährungen und digitalen Investmentprodukten in ihr Wealth Management engagiert sich Morgan Stanley auch strategisch als Investor in Unternehmen entlang der gesamten digitalen Wertschöpfungskette. So führte die Bank im Frühjahr 2021 gemeinsam mit weiteren prominenten Investoren eine 200 Mio. USD schwere Finanzierungsrunde bei NYDIG an, einem führenden institutionellen Bitcoin-Dienstleister. Zusätzlich erhöhten von der Bank verwaltete Investmentfonds ihre Anteile am börsengelisteten Unternehmen MicroStrategy, einem prominenten Bitcoin-Halter. Diese gezielten Investments unterstreichen, dass Morgan Stanley auf mehreren Ebenen profitieren möchte: einerseits durch direkte Krypto-Angebote für Kunden, andererseits mittels Beteiligungen an Unternehmen, deren Geschäftsmodelle eng mit der Entwicklung digitaler Assets verknüpft sind.
Auch im Bereich Research, Analyse und Beratung zeigt sich Morgan Stanley äußerst engagiert. Die Bank veröffentlicht regelmäßig fundierte Studien und detaillierte Berichte zu verschiedenen Aspekten der Krypto- und Blockchainwelt, darunter Analysen zu den Bitcoin-Halving-Zyklen, Untersuchungen zu digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) sowie allgemeine Markteinschätzungen. Intern wurden darüber hinaus eigene Ausbildungs- und Schulungsprogramme etabliert, um die etwa 15.000 Berater von Morgan Stanley optimal auf eventuelle Kundenanfragen in diesem Feld vorzubereiten.
Mit Blick auf die zukünftige strategische Ausrichtung vertritt Morgan Stanleys Führung eine grundsätzlich offene, jedoch zugleich vorsichtige Position. CEO James Gorman betonte bereits 2021, Bitcoin nicht für eine kurzfristige Modeerscheinung, sondern für eine dauerhaft etablierte, wenn auch nicht für alle Anleger geeignete Anlageklasse zu halten. Eine zentrale Rolle spielen dabei regulatorische Rahmenbedingungen und Investorenschutz, denen große Bedeutung beigemessen wird. Die Bank verfolgt ihren Ansatz als eine Art „kontrollierte Öffnung“ zum Kryptomarkt: Kunden soll ein regulierter und klar strukturierter Zugang zu digitalen Vermögenswerten ermöglicht werden, ohne dass Morgan Stanley selbst reine Kryptohandelsplattformen betreiben muss. Es ist davon auszugehen, dass die Bank diesen Kurs auch zukünftig konsequent weiterführen und sukzessive neue Produktangebote wie weitere Krypto-Fonds, ETFs oder tokenisierte digitale Anleihen in ihr Portfolio integrieren wird, sobald sowohl Marktumfeld als auch regulatorische Voraussetzungen dies erlauben.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Morgan Stanley hat ihren anfänglichen Skeptizismus gegenüber Kryptowährungen überwunden und stattdessen eine aktive und innovative Rolle in der institutionellen Einführung von digitalen Assets eingenommen. Mit klar regulierten Investitionsmöglichkeiten für ihre vermögenden Privatkunden, umfangreichem Research-Engagement sowie strategischen Beteiligungen an Krypto-Unternehmen verfolgt die Bank konsequent eine kontrollierte und verantwortungsvolle Öffnung gegenüber digitalen Vermögenswerten und bereitet sich intensiv auf künftige Chancen in diesem dynamischen Bereich vor.
Europäische Banken (ohne Deutschland) und ihre Krypto-Strategien
HSBC (UK)
HSBC als eine der größten Banken Europas und Asiens verfolgt beim Umgang mit Blockchain-Technologie und digitalen Assets eine klare zweigleisige Strategie: Einerseits nutzt sie DLT, um Prozesse im traditionellen Bankgeschäft effizienter zu gestalten, andererseits zeigt sie große Zurückhaltung im Umgang mit volatilen Kryptowährungen im Retail-Bereich.
Im Bereich Trade Finance zählt HSBC zu den Pionieren im Einsatz der Blockchain-Technologie. Bereits 2018 wickelte die Bank mittels des R3-Corda-Netzwerks (ursprünglich Projekt Voltron, heute Contour) die weltweit erste Blockchain-basierte Akkreditiv-Transaktion ab. Seitdem setzt HSBC die Plattform Contour kommerziell ein und konnte dadurch erhebliche Effizienzsteigerungen erzielen. Die Bearbeitungszeit für Akkreditive (“Letters of Credit”) konnte beispielsweise von ursprünglich fünf bis zehn Tagen auf weniger als 24 Stunden reduziert werden. Als Gründungsmitglied von Contour sieht HSBC hierin eine digitale Lösung, um das historisch papierlastige Trade-Finance-Geschäft transparenter, schneller und kostengünstiger zu gestalten.
Ebenfalls innovativ zeigt sich HSBC im Kapitalmarktsegment. Die Bank entwickelte hierfür die Plattform HSBC Orion, eine umfassende Lösung für die Emission, Verwaltung und Abwicklung digitalisierter Wertpapiere, und zwar sowohl auf privaten als auch auf öffentlichen Blockchains. In der Praxis setzte HSBC Orion beispielsweise 2021 als Konsortialführer bei der Emission eines vollständig digitalen Pfund-Bonds der Europäischen Investitionsbank ein. Zudem ermöglichte HSBC Orion erstmals weltweit die Ausgabe tokenisierten physischen Goldes. Kunden erhalten dabei Anteile an Gold-Token, hinter denen reales, in HSBC-Tresoren gelagertes Gold hinterlegt ist. Zusätzlich partizipiert die Bank an Pilotprojekten rund um digitale Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currencies – CBDCs), beispielsweise gemeinsam mit der Banque de France. Diese Aktivitäten unterstreichen HSBCs Fokus auf tokenisierte traditionelle Assets statt rein krypto-native Produkte.
Trotz starker Innovationsbereitschaft zeigt sich HSBC hingegen bewusst zurückhaltend bei Kryptowährungen, insbesondere im Retailgeschäft. Beispielsweise blockierte die Bank zeitweise sogar Kreditkartenkäufe von Krypto-Assets für britische Endverbraucher. Andererseits beweist HSBC Flexibilität in Märkten, die regulatorisch klare Rahmenbedingungen für Krypto-Aktivitäten bieten. Dies zeigte sich besonders deutlich 2023 in Hongkong, wo HSBC als erste Bank Bitcoin- und Ether-ETFs der Hongkonger Börse für ihre Kunden zugänglich machte. Kurz darauf folgte auch UBS mit vergleichbaren Angeboten. Parallel kündigte HSBC an, ab 2024 einen spezialisierten Verwahrservice (Krypto-Custody-Service) für tokenisierte Wertpapiere wie digitale Anleihen oder Fondanteile bereitzustellen. Explizit ausgeschlossen sind hierbei allerdings direkte Kryptowährungen – der Fokus liegt eindeutig auf regulierten digitalen Asset-Klassen. HSBC positioniert sich damit klar als Akteur der regulatorisch abgesicherten Tokenisierungstransformation statt als Krypto-Handelsplattform für Retail-Kunden.
Darüber hinaus beteiligt sich HSBC aktiv an branchenweiten Partnerschaften und Konsortien, um innovative Blockchain-Lösungen gemeinsam mit anderen Banken und Partnern umzusetzen. Beispiele hierfür sind we.trade, eTradeConnect aus Hongkong und Fnality für tokenisiertes Zentralbankgeld. Gemeinsam mit Wells Fargo entwickelte HSBC außerdem ein DLT-basiertes System zur Abwicklung von Devisengeschäften („Core-FX“ von Baton Systems). Seit Ende 2021 wickeln beide Banken bilaterale FX-Trades in US-Dollar, britischen Pfund, kanadischem Dollar und Euro über dieses gemeinsame Ledger ab – ein Prozess, der in weniger als drei Minuten erfolgt. Dies spart erheblich Kosten, eliminiert Zwischenhändler (bspw. CLS) und verringert Risiken.
Insgesamt zeigt HSBC damit einen bewusst pragmatischen Umgang mit Blockchain und digitalen Assets: Die Bank fokussiert sich gezielt darauf, DLT-Technologie dort einzusetzen, wo sie in bestehenden Geschäftsprozessen reale Mehrwerte durch Effizienzsteigerungen schafft. Gleichzeitig bleibt sie bislang vorsichtig hinsichtlich direkter, volatiler Kryptowährungen im Privatkundengeschäft. Ausnahme bilden regulatorisch abgesicherte Produkte wie ETFs oder Stablecoins, und das insbesondere in Regionen, die hierfür klare und günstige Rahmenbedingungen schaffen – eine Strategie, die HSBCs globale regulatorische Ausrichtung optimal widerspiegelt.
Barclays (UK)
Barclays, das traditionsreiche britische Bankhaus, verfolgt bereits seit mehreren Jahren eine gezielte und experimentelle Strategie im Umgang mit Blockchain-Technologien. Charakteristisch ist dabei die Rolle der Bank als Brückenbauer zwischen traditioneller Finanzwelt und der aufstrebenden Fintech-Branche. Frühzeitige Versuche mit der neuen Technologie und strategische Investments prägen die Herangehensweise.
Bereits 2015 zählte Barclays zu den neun Gründungsmitgliedern des bekannten R3-Konsortiums, das sich die Erforschung und Entwicklung von Blockchain-Anwendungen auf die Fahne geschrieben hat. Schon ein Jahr später gelang der Bank gemeinsam mit dem Fintech-Unternehmen Wave ein bedeutender Durchbruch: die erfolgreiche Durchführung einer der ersten blockchain-basierten Handelstransaktionen in Form eines digitalen Akkreditivs. Diese Transaktion zwischen einem Exporteur und einem Importeur zeigte, wie papierbasierte Prozesse durch Blockchain erheblich effizienter gestaltet werden können – eine Innovation, die damalige Anerkennung (unter anderem von SWIFT) fand. Zudem testete Barclays 2018 im Rahmen eines gemeinsamen Piloten mit ISDA Smart-Contract-Lösungen zur Automatisierung der Nachhandelsabwicklung im Derivatebereich. Zwar führten diese frühen Pilotprojekte nicht unmittelbar zur kommerziellen Umsetzung, doch sie lieferten wertvolle Erfahrungen und wichtige Einsichten für weitere Schritte.
Parallel dazu engagierte sich Barclays frühzeitig auch im direkten Umfeld der Kryptowährungen. Insbesondere zwischen 2018 und 2019 zeigte sich die Bank offen gegenüber Krypto-Unternehmen und bot beispielsweise der großen Kryptobörse Coinbase zeitweise Bankdienstleistungen in Großbritannien an. Coinbase erhielt dadurch Zugang zum britischen Faster-Payments-Zahlungssystem – ein Zeichen der Offenheit Barclays gegenüber dieser Branche, auch wenn die Beziehung letztlich wieder beendet wurde. Damals erwog die Bank sogar intern die Einrichtung eines eigenen Handelsdesks für Kryptowährungen, entschied sich jedoch aufgrund unklarer Nachfrageentwicklung und regulatorischer Unsicherheiten dagegen. Trotzdem blieb Barclays auch weiterhin indirekt in der Krypto-Welt aktiv. So investierte die Bank beispielsweise in das Custody-Startup Copper, das auf sichere Kryptoverwahrung und Transfers spezialisiert ist. Die Beteiligung an Copper deutet darauf hin, dass Barclays in Zukunft möglicherweise auch selbst solche Verwahrdienste anbieten könnte.
Ein weiteres wichtiges Standbein von Barclays‘ Blockchain-Strategie sind Kooperationen und Mitgliedschaften in branchenweiten Konsortien. Neben dem Engagement bei R3 beteiligte sich Barclays intensiv an dem Fnality-Projekt (ehemals USC – Utility Settlement Coin), bei dem führende Banken wie UBS und Santander eine Blockchain-basierte Infrastruktur für tokenisierte Zentralbankgeld-Transfers für Großüberweisungen entwickeln. Seit 2023 ist Barclays auch Teil von EDX Markets, einem von mehreren Wall-Street-Unternehmen unterstützten institutionellen Krypto-Marktplatz in den USA. Durch diese Konsortien verfolgt Barclays konsequent das Ziel, gemeinsam mit anderen Finanzakteuren Standards zu setzen sowie Transparenz und Vertrauen im Umgang mit Blockchain-Technologien zu schaffen.
Schließlich nutzt diese traditionsreiche Bank gezielt ihr FinTech-Programm „Rise“ sowie ihren Venture-Capital-Arm, um innovative Startups und Technologien zu fördern, welche die Berührungspunkte zwischen Kryptowelt und traditionellem Banking intensivieren. Förderbeispiele sind Crowdz, ein Startup für Rechnungsfinanzierung auf Blockchain-Basis, und TradeIX (später Teil des Marco-Polo-Netzwerks). Engen Kontakt pflegt Barclays zudem mit Regulatoren und äußert sich regelmäßig zu Digital- und Blockchain-bezogenen Themen.
Zusammenfassend lässt sich Barclays‘ Ansatz als einer des Vermittlers und Innovationsförderers beschreiben: Die Bank experimentiert aktiv mit der Blockchain-Technologie, investiert strategisch in relevante Infrastruktur und hält sich gleichzeitig bei unmittelbaren Retail-Angeboten im Kryptobereich eher zurück. Sobald aber Marktbedingungen und regulatorischer Rahmen klarer gestaltet sind, wird Barclays durch diese bereits geleistete Vorarbeit optimal vorbereitet sein, um rasch innovative Produkte und Dienstleistungen einzuführen.
UBS (Schweiz)
UBS, der große Schweizer Bankkonzern, verfolgt in ihrer Krypto- und Blockchain-Strategie zwei zentrale Stoßrichtungen: Erstens treibt UBS maßgeblich die Entwicklung von DLT im Interbanken-Zahlungsverkehr voran, insbesondere durch Projekte für Blockchain-basiertes Interbankengeld. Zweitens fokussiert sie sich stark auf die Tokenisierung klassischer Finanzinstrumente, wie beispielsweise Wertpapiere und Anleihen.
Bereits früh erkannte UBS, dass DLT den globalen Interbanken-Zahlungsverkehr grundlegend verändern könnte. Aus diesem Grund startete die Bank 2015 das innovative Projekt „Utility Settlement Coin“ (USC), bei dem Geschäftsbanken zentralbankgesicherte Einlagen als digitalisierte Token austauschen können, um Zahlungen effizient, sicher und nahezu sofort abzuwickeln. Aus USC ging 2019 das Konsortium Fnality International hervor, dem heute 14 Großbanken – darunter Barclays, MUFG und Credit Suisse – angehören, und das damals in einer ersten Finanzierungsrunde rund 50 Millionen GBP einwarb. Fnality entwickelt Settlement-Token für fünf Hauptwährungen: US-Dollar, Euro, Britisches Pfund, Yen und Kanadischer Dollar. Im Jahr 2022 erhielt Fnality von der Bank of England erstmals die offizielle Erlaubnis für ein zentralbankgesichertes Settlement-Konto. Einen wichtigen Meilenstein erreichte das Projekt im Oktober 2024, als UBS zusammen mit Santander und Lloyds Marginzahlungen erstmals innerhalb weniger Minuten über tokenisiertes Zentralbankgeld (GBP) testweise abwickelten. Die strategische Bedeutung dieses Projekts für UBS zeigt sich auch auf personeller Ebene: Führende ehemalige UBS-Manager sind in Schlüsselpositionen bei Fnality tätig. Das Engagement im Bereich Interbanken-DLT illustriert eindrucksvoll die ambitionierte Vision von UBS, Blockchain-Technologien auf Infrastrukturebene im Zahlungsverkehr einzusetzen, ohne dabei volatile Kryptowährungen zu nutzen, sondern auf voll reserviertes Zentralbankgeld zu vertrauen.
Parallel zur Initiative im Zahlungsverkehr hat UBS auch wesentlich zum Auf- und Ausbau digitaler Kapitalmarkt-Infrastrukturen beigetragen, insbesondere durch ihre Beteiligung an der neuen SIX Digital Exchange (SDX) in der Schweiz. SDX ist die weltweit erste vollständig regulierte digitale Börse, die 2021 offiziell den Betrieb aufnahm. UBS engagiert sich dort aktiv als Market Maker und setzte einen weithin beachteten Meilenstein: Im November 2022 emittierte UBS eine digitale dreijährige Anleihe im Volumen von 375 Millionen Schweizer Franken und führte damit weltweit erstmals eine Transaktion durch, bei der dieselben Wertpapiere parallel auf einer traditionellen Börse (SIX) und einer rein blockchain-basierten Börse (SDX) handelbar waren. Die digitale Anleihe verfügt über eine reguläre ISIN und einen identischen Rechtsstatus wie ein herkömmliches Wertpapier, ermöglichte den Anlegern jedoch erstmals freie Wahl: Diese konnten entscheiden, ob sie über die reguläre Infrastruktur oder über die dezentrale Blockchain-Infrastruktur der SDX handeln und abrechnen möchten. Die UBS-Treasurerin Beatriz Martin hob hervor, dass dieser Schritt das klare Bekenntnis der Bank zur Nutzung innovativer Finanzinfrastrukturen untermauere. Tatsächlich plant UBS bereits weitere Emissionen dieser Art, z.B. für strukturierte Produkte auf der SDX-Plattform.
In der Vermögensverwaltung und im Endkundengeschäft fand dagegen bislang eine eher vorsichtige Annäherung statt. UBS blieb lange zurückhaltend, was direkte Krypto-Investitionen ihrer Privatkunden betrifft – in der Schweiz sind direkte Käufe über die Bank nach wie vor nicht möglich. Als Alternativen bietet die Bank meist Exchange Traded Products (ETPs) mit Kryptobezug über regulierte Börsen an. Dies änderte sich zaghaft erst Ende 2023, als UBS – analog zur HSBC – in Hongkong Krypto-ETFs in ihr Produktportfolio integrierte, nachdem der dortige regulatorische Rahmen dies erlaubte. Ferner prüft die Bank individuell für besonders vermögende Kunden auch Investments in Krypto-Unternehmen, beispielsweise über ihre Family-Office-Sparte. Darüber hinaus testet die Bank Ansätze für digitale Assets im Wealth Management, etwa durch die 2022 gestartete Initiative „Tokenize Africa“, die digitalen Kunst-Token für Ultra High Net Worth-Kunden einschließt. Insgesamt verfolgt UBS jedoch einen vorsichtigen Ansatz, der sich stark an regulatorischen Anforderungen und dem eigenen restriktiven Risikomanagement orientiert, das Kryptowährungen als generell spekulative Asset-Klasse beurteilt.
Schließlich investiert UBS gezielt in innovative Blockchain-Unternehmen, um frühzeitig wichtige technologische Kompetenzen zu sichern. Über ihre Venture-Capital-Einheit „UBS Next“ investierte die Bank 2021 beispielsweise gemeinsam mit JPMorgan und Mastercard 65 Millionen Dollar in ConsenSys, ein führendes Entwicklungsstudio des Ethereum-Ökosystems. Weitere Beteiligungen umfassen Chainalysis – ein Spezialist für Blockchain-Forensik – sowie DAO Maker, das Infrastrukturprojekte im Dezentralisierten-Finanz-Bereich fördert. Diese strategischen Investments dienen dazu, das Know-how im Bereich Krypto- und Blockchaintechnologie auszubauen und bei relevanten Entwicklungen frühzeitig eingebunden zu sein.
Insgesamt verfolgt UBS also eine klare Infrastruktur- und Tokenisierungsstrategie: Die Bank strebt danach, ihre operativen Prozesse – insbesondere Backoffice- und Interbanken-Funktionen – mittels Blockchain moderner, transparenter und effizienter aufzustellen. Gleichzeitig verhält sie sich bei besonders risikoreichen Krypto-Angeboten äußerst selektiv und vorsichtig. UBS nutzt ihre starke Marktposition primär dazu, gemeinsam mit anderen führenden Banken das gesamte Finanzökosystem grundlegend zu transformieren – und zwar ohne überstürzte Alleingänge im noch unübersichtlichen Retail-Geschäft.
Société Générale (Frankreich)
Die französische Großbank Société Générale (SocGen) zählt heute zu den progressivsten und innovationsfreudigsten Finanzinstituten Europas im Bereich Krypto-Technologien und digitaler Assets. Mit der frühzeitigen Gründung ihrer spezialisierten Tochtergesellschaft Société Générale – Forge (SG Forge) konnte sich die Bank früh eigenes technologisches Know-how sichern und zahlreiche bahnbrechende Blockchain-Transaktionen erfolgreich umsetzen.
Insbesondere im Bereich Security Tokens und digitaler Anleihen erlangte SocGen internationale Anerkennung als ein Vorreiter der Tokenisierung. Bereits im April 2019 gab die Bank erstmals einen Covered Bond im Volumen von 100 Mio. Euro als Security Token auf der öffentlichen Ethereum-Blockchain aus. Die Transaktion fand zunächst intern statt und diente primär dazu, die Machbarkeit und technischen Abläufe zu testen. 2020 folgte dann eine weitere Innovation: eine durch Security Tokens besicherte strukturierte Anleihe. 2021 gelang anschließend ein großer Meilenstein, als SG Forge gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) erstmals eine öffentliche digitale Anleihe über 100 Mio. Euro auf Ethereum herausbrachte. Diese Anleihe wurde vollständig digital emittiert und konnte sogar unter Verwendung von Zentralbank-Digitalwährung der Banque de France abgewickelt werden – damals ein Pilotprojekt. Diese Serie hochinnovativer Transaktionen verschaffte SocGen international den Ruf eines führenden Pioniers in der Tokenisierung traditioneller Finanzprodukte.
Im Bereich digitaler Währungen erzielte SocGen Anfang 2023 einen weiteren Durchbruch mit der Emission des ersten Stablecoins einer europäischen Großbank, dem „EUR CoinVertible“ (EURCV). Als regulierungskonformer Euro-Stablecoin, dessen Wert durch Fiat-Einlagen vollständig gedeckt ist, erfüllt dieser Token bereits die Anforderungen der neuen EU-weiten MiCA-Regulierung und erhielt eine entsprechende Freigabe durch die französische Finanzaufsicht AMF. SocGen gibt EURCV ausschließlich an qualifizierte institutionelle Investoren heraus, um etwa Kapitalmarkttransaktionen wie die On-Chain-Abwicklung von Wertpapieren zu unterstützen und den Bargeldverkehr in digitalen Ökosystemen effizient zu gestalten. Kurz nach dessen Lancierung begann SocGen Kooperationen, etwa mit der Schweizer Krypto-Bank Sygnum, welche EURCV für ihre B2B-Kunden integrierte. Mit diesem ersten europäischen Bank-Stablecoin untermauerte SocGen ihre Vorreiterstellung und demonstrierte überzeugend, wie etablierte Finanzinstitute eigene Stablecoins nutzen können, um zukunftsorientierte digitale Infrastrukturen zu schaffen.
Ein besonders innovativer Schritt erfolgte Ende 2021, als es SocGen gelang, traditionelle Finanzprodukte mit Dezentralen Finanzmärkten (DeFi) zu verbinden. Dazu arbeitete SG Forge mit dem DeFi-Kreditprotokoll MakerDAO zusammen und nahm einen Kredit auf, der in der Stablecoin-Währung DAI ausbezahlt wurde. SocGen hinterlegte hierfür den zuvor von ihr ausgegebenen Security Token einer strukturierten Anleihe als Sicherheit im MakerDAO-Vault und erhielt im Oktober 2022 bereits die ersten sieben Millionen DAI ausgezahlt, mit einem genehmigten Kreditrahmen von bis zu 30 Millionen DAI. Dieser Schritt bedeutete konkret die weltweit erste Fusion zwischen traditioneller Bankenwelt und DeFi-Protokollen. Nachdem die Kreditaufnahme einige Monate erfolgreich praktiziert wurde, tilgte SocGen den DAI-Kredit schließlich im Mai 2023 vollständig und löste die hinterlegte Sicherheit wieder aus. Dieses außergewöhnliche Experiment ermöglichte es der Bank, die Machbarkeit und potenzielle Vorteile institutioneller Finanzierungen über dezentrale Finanzmärkte praxisnah zu erproben.
Essentiell für ihre Innovationskraft sind dabei zugleich regulatorischer Pioniergeist und intensive Arbeit an Markstandards. Bereits 2022 erhielt SG Forge von der französischen Finanzaufsicht offiziell den Status eines Digital Asset Service Providers (DASP). Mit dieser Lizenz darf die Tochter nun rechtskonform Kryptowährungen und digitale Assets verwahren, handeln sowie kaufen und verkaufen – vorerst für institutionelle Anleger. Strategisch gesehen ermöglicht diese Struktur der Société Générale, ihre Krypto- und Blockchain-Initiativen agil und flexibel innerhalb einer speziell aufgebauten Tochtergesellschaft voranzubringen, ohne die Bindung an das Mutterhaus zu verlieren. So profitiert die gesamte Gruppe: Lernerfahrungen und Erfolge von SG Forge fließen zurück in die Société Générale. Beispielhaft dafür ist auch die erfolgreiche Ausgabe einer grünen Anleihe als digitalen Token durch SocGens Investmentbank-Team im Jahr 2023, realisiert über die SG Forge-Plattform und vertrieben an namhafte institutionelle Investoren wie AXA Investment Managers.
Insgesamt verfolgt die Société Générale mit der Tochter SG Forge eine außerordentlich fokussierte und proaktive Krypto-Strategie. Sie experimentiert aktiv mit unterstützenden regulatorischen Rahmenbedingungen, nutzt die Blockchain-Technologie gezielt zur Modernisierung traditioneller Kapitalmarktprozesse und positioniert sich zugleich als europäischer Pionier bei digitalen Anlageprodukten. Dieses facettenreiche und innovative Vorgehen macht SocGen zu einem Paradebeispiel dafür, wie Banken die digitale Transformation progressiv und gleichzeitig marktnah gestalten können.
Zusammengefasst ist Société Générale ein europäischer Vorreiter bei der Integration von DLT in das Bankgeschäft: Von Stablecoin bis DeFi schöpft die Bank die Bandbreite aus – immer in einem regulierten Rahmen und mit Fokus auf institutionelle Anwendungen. Diese konsequente Strategie dürfte SocGen langfristig einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, wenn digitale Finanzmärkte zum Mainstream werden.
Banco Santander (Spanien)
Santander, eine der größten Banken im Euroraum mit globaler Präsenz, hat früh erkannt, dass Blockchain-Technologien insbesondere im Bereich des Zahlungsverkehrs erhebliche Vorteile bieten können. Daher positionierte sich die Bank früh als Innovationstreiber und entwickelte im Laufe der Jahre mehrere wegweisende Initiativen, die insbesondere Zahlungen, Kapitalmärkte und internationale Kooperationen umfassen.
Ein besonders prominentes Projekt ist die Partnerschaft mit dem Fintech-Unternehmen Ripple. Bereits 2018 sorgte Santander für Aufmerksamkeit als erste Bank, die eine blockchain-basierte Zahlungs-App für Privatkunden lancierte. Die App „One Pay FX“ nutzt im Hintergrund das RippleNet, um grenzüberschreitende Überweisungen zu beschleunigen und transparenter zu gestalten. Kunden in Spanien, Großbritannien, Brasilien und Polen konnten zum Start Überweisungen in verschiedene Länder innerhalb desselben Tages durchführen, wobei Transaktionskosten und Wechselkurse direkt angezeigt wurden. Laut Santander hat RippleNet nachweislich Kosten reduziert und die Geschwindigkeit der internationalen Zahlungen erheblich erhöht, was der Bank einen klaren Wettbewerbsvorteil im internationalen Privatkundengeschäft verschaffte. In Folgeschritten rollte Santander den Service weiter aus, etwa in die USA und nach Mexiko. Wenngleich RippleNet selbst keine Kryptowährung einsetzt, sondern ein bankeninternes Ledger nutzt, gab es durchaus Berührungspunkte mit Krypto-Assets. So experimentierte Santander im Jahr 2019 intern mit Ripples Kryptowährung XRP im Rahmen des Projekts „xRapid“ für internationale Überweisungen, entschied sich letztlich jedoch für eine zurückhaltendere Umsetzung ohne XRP.
Neben der erfolgreichen Kooperation mit Ripple etablierte Santander auch eigenständige Blockchain-Lösungen im Kapitalmarktsegment. Als Pionier emittierte die Bank im September 2019 eine vollständige Blockchain-Anleihe über 20 Millionen US-Dollar auf der öffentlichen Ethereum-Blockchain. Diese Transaktion war bemerkenswert, denn sowohl die Schuldverschreibung (repräsentiert durch einen Smart Contract) als auch das zugehörige Cash wurden tokenisiert und vollständig auf der Blockchain abgewickelt. Noch erstaunlicher: Die Anleihe wurde von einer Santander-Tochtergesellschaft gezeichnet, so dass es sich um eine bankeninterne Finanzierung handelte. Auch Zinszahlungen und administrative Abläufe wurden mittels Smart Contracts automatisiert. Diese Anleihe stellte die weltweit erste End-to-End-emittierte Blockchain-Anleihe einer Geschäftsbank dar und wurde technologisch vom Londoner Startup Nivaura unterstützt. Ein weiterer ähnlicher Blockchain-Bond wurde 2020 emittiert und im Januar 2021 ebenfalls via Ethereum erfolgreich zurückgezahlt. Durch diese Projekte gewann Santander wertvolle Erfahrungen, insbesondere in Fragen KYC-gesteuerter Zugriffsrechte auf Token und der regulatorischen Abbildung klassischer Prozesse mit Distributed-Ledger-Technologie. Dieses Know-how könnte der Bank erlauben, in der Zukunft ähnliche digitale Finanzierungsangebote für externe Kunden durchzuführen, sobald Nachfrage und rechtliche Rahmenbedingungen entsprechend bereitstehen.
Um technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben, beteiligt sich Santander regelmäßig an internationalen Konsortien und Initiativen der Finanzbranche. So war Santander bereits 2015 Mitbegründer des wichtigen R3-Konsortiums (zusammen mit Banken wie Citi), das die Erforschung von Blockchain-Anwendungsszenarien in der Finanzindustrie vorantrieb. Auch wenn Santander 2016 seine anfängliche Investitionszusage bei R3 zurückzog, engagierte sich die Bank weiterhin aktiv in anderen DLT-Projekten. Ein Beispiel dafür ist das Konsortium Fnality International (USC), in dem Santander zu den Anteilseignern zählt und bereits strategisch relevante Testtransaktionen durchführte. Über ihren Venture-Capital-Bereich investierte Santander zudem gezielt in Krypto- und Blockchain-Startups wie Elliptic (Blockchain-Analyse) und Securitize (digitale Tokenisierung). Zusätzlich brachte sich Santander als Gründungspartner bei der KMU-Finanzierungsplattform we.trade ein, welche auf Hyperledger Fabric basiert und die Finanzierung und Absicherung offener Handelsrechnungen zwischen europäischen Unternehmen unterstützt. Insbesondere kleineren Firmen eröffnete Santander hierdurch einen neuen Zugang zu Garantien und Handelsfinanzierungen, zunächst erfolgreich pilotiert in Spanien.
Dennoch blieb Santander in Bezug auf Kryptowährungen im Endkundengeschäft bislang zurückhaltend. Die Bank bietet aktuell keine direkte Möglichkeit, Kryptowährungen zu kaufen oder zu handeln. Jedoch zeigen jüngste Initiativen, dass Santander die Entwicklungen aufmerksam verfolgt und vorbereitet ist, neue Wege einzuschlagen. So gab beispielsweise die Innovationsabteilung Santander X im Jahr 2022 einen Wettbewerb zur Förderung von Startups in der Krypto-Asset-Branche aus, um neue Themen wie ESG-Kryptoassets oder Verwahrungsservices zu sondieren. In Brasilien äußerte sich zudem der Landeschef von Santander offen und kündigte Überlegungen an, dort mittelfristig auch Kryptohandel für Kunden anzubieten.
Zusammenfassend zeigt sich Santander als technologisch aufgeschlossenes, innovationsbereites Finanzinstitut mit klarer strategischer Orientierung auf Effizienzsteigerungen im Kerngeschäft. Dabei demonstriert die Bank die Fähigkeit, Fintech-Kooperationen wie die mit Ripple erfolgreich aufzubauen oder eigene Blockchain-basierte Lösungen umzusetzen, etwa bei digitalen Anleihen. Gleichzeitig verfolgt Santander im Bereich Krypto-Investments noch eine vorsichtige Strategie im Sinne des Kunden- und Investorenschutzes. Sobald in Europa regulatorische Klarheit und Marktchancen entstehen, dürfte Santander jedoch dank seiner bisher gewonnenen umfangreichen Erfahrungen sehr gut aufgestellt sein, um innovative Krypto-Dienstleistungen rasch und professionell anzubieten.
Asiatische Banken und ihre Krypto-Strategien
Mitsubishi UFJ Financial Group (Japan)
MUFG, Japans größtes Bankenkonglomerat, zeigt seit mehreren Jahren ein ausgeprägtes Engagement im Bereich Blockchain und digitale Assets und verfolgt dabei eine umfassende und facettenreiche Strategie. Diese reicht von eigenen digitalen Währungen über große Infrastrukturprojekte und Partnerschaften mit führenden Kryptobörsen bis hin zur Beteiligung an Blockchain-Netzwerken und Startups.
Bereits um das Jahr 2018 startete MUFG die Entwicklung einer eigenen digitalen Währung namens „MUFG Coin“, die als Yen-basierter Stablecoin direkt im Filialnetz der Bank genutzt werden sollte. Ziel war es, schnelle und kostengünstige Überweisungen und Zahlungen zu ermöglichen, zunächst intern und mit Kooperationspartnern wie der Personalvermittlungsfirma Recruit getestet. Trotz anfänglicher Fortschritte verzögerte sich der geplante breite Rollout mehrfach. Schließlich entschied sich MUFG im Jahr 2022 dafür, dieses Einzelprojekt offiziell herunterzufahren, nicht zuletzt um regulatorische Überschneidungen mit Japans neuen Stablecoin-Vorschriften zu vermeiden.
Stattdessen entschloss sich MUFG, eine umfassendere und offenere Lösung anzugehen: Im Juni 2022 lancierte die Bank die innovative Stablecoin-Plattform „Progmat Coin“. Diese Plattform startete passend zum Inkrafttreten des neuen Stablecoin-Gesetzes in Japan, wonach ab Juni 2023 lediglich lizenzierte Banken und Treuhänder Stablecoins ausgeben dürfen. Progmat Coin bietet seitdem anderen japanischen Banken eine Interbanken-Infrastruktur zur unkomplizierten Emission eigener, an den Yen gekoppelter Stablecoins. Die Stablecoins können über Progmat direkt auf öffentlichen Blockchains wie Ethereum, Polygon, Avalanche und Cosmos lanciert werden, wodurch sie auch interoperabel und offen für unterschiedliche Ökosysteme (Handel, Zahlungen, Web3-Applikationen) sind. MUFG stellt hierbei sowohl die technologische Basis als auch Brücken-Technologien (gemeinsam mit Partnern wie Toki und Datachain) bereit. Bereits 2023 führten MUFG, Mizuho und die SMBC erste grenzüberschreitende Transaktionen mit Progmat-basierten Yen-Stablecoins über das SWIFT-System durch – ein entscheidender Schritt, um digitale Währungen in Mainstream-Finanzprozesse zu integrieren. In diesem Sinne setzt MUFG auf eine Vorreiterrolle: Statt sich auf einen einzelnen firmeneigenen Stablecoin zu konzentrieren, schafft die Bank mit Progmat eine offene Finanzmarktinfrastruktur, von der alle Teilnehmer profitieren können, während MUFG gleichzeitig als zentraler Dienstleister am Erfolg dieses Systems partizipiert.
Neben Infrastrukturprojekten zeigt sich MUFG auch bei Kooperationen strategisch offen. Bereits seit August 2021 ist MUFG offizieller Bankpartner von Coinbase in Japan. Diese Partnerschaft erlaubt es japanischen Coinbase-Nutzern, mittels der „MUFG Quick Deposit“-Funktion auf einfache Weise Fiat-Geld (Yen) auf ihr Kryptobörsenkonto einzuzahlen. Dadurch erschließt sich MUFG indirekt die junge und kryptoaffine Klientel, ohne selbst direkt Kryptobörsendienste anzubieten. Eine ähnliche Kooperation bestand zuvor bereits mit der japanischen Kryptobörse Liquid. Durch solche Partnerschaften signalisiert MUFG Offenheit für Kryptoinvestitionen ihrer Kunden und stellt gleichzeitig im Hintergrund eine zuverlässige Fiat-Abwicklung bereit.
Auch in weiteren innovativen Blockchain-Bereichen war MUFG aktiv. Ein gemeinsam mit dem Technologieunternehmen Akamai 2019 gestartetes Hochleistungs-Blockchain-Zahlungsnetzwerk namens „Global Open Network“ (GO-NET) sollte ursprünglich schnelle und skalierbare Zahlungen ermöglichen, etwa für IoT-Anwendungen. Nach pandemiebedingten Verzögerungen und Schwierigkeiten beim Erreichen der technischen Ziele wurde GO-NET 2022 jedoch offiziell eingestellt. Nichtsdestoweniger bleiben strategische Investitionen und branchenspezifisches Engagement essenzielle Bestandteile der Bankenstrategie: Im Jahr 2022 investierte MUFG beispielsweise über 20 Millionen US-Dollar in Animoca Brands Japan, eine NFT-Plattform. Des Weiteren beteiligt sich MUFG aktiv an großen branchenweiten Initiativen, darunter die Konsortien R3 und Hyperledger, und arbeitet eng mit der japanischen Regierung zur Förderung der digitalen Transformation im Finanzbereich zusammen.
Zusammenfassend verfolgt MUFG eine klar strukturierte und umfassende Blockchain- und Digitalisierungsstrategie: Die Bank etabliert Stablecoin-Infrastrukturen, setzt auf Partnerschaften mit führenden Kryptobörsen und investiert strategisch in Blockchain-Unternehmen und Projekte. Ziel ist es, das traditionelle Bankgeschäft durch innovative Technologien und Plattformen intelligent zu ergänzen und somit im Wettbewerb sowohl national gegen technologienahe Konkurrenz (wie etwa SBI Holdings und aufstrebende Fintech-Unternehmen) als auch auf globaler Ebene gegenüber internationalen Finanztrends zu bestehen. Mit ihrem Plattform-Ansatz „Progmat Coin“ könnte sich MUFG langfristig sogar als globaler Standardgeber für institutionelle Stablecoin-Lösungen etablieren – eine Strategie, die weit über Japans Grenzen hinaus auf positive Resonanz und Aufmerksamkeit stößt.
DBS Bank (Singapur)
Die DBS Bank in Singapur, Südostasiens größtes Bankhaus, hat besonders konsequent und frühzeitig Schritte in Richtung Kryptoassets und digitale Finanzprodukte unternommen. Dabei nutzt DBS gezielt die progressive regulatorische Umgebung Singapurs und die gute Vernetzung im vermögenden Kundensegment, um sich als etablierter und verlässlicher Anbieter institutioneller Dienstleistungen rund um Digital Assets zu positionieren.
Ein besonders deutliches Zeichen setzte DBS Ende 2020 mit der Einführung der konzerneigenen digitalen Börse „DBS Digital Exchange“ (DDEx). Diese Plattform, welche von der singapurischen Finanzaufsicht MAS offiziell autorisiert wurde, erlaubt institutionellen Anlegern, Family Offices und sogenannten Accredited Investors seitdem, Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, XRP, Bitcoin Cash sowie Polkadot und Cardano unter gewohnt sicheren und regulierten Bedingungen zu handeln. Wenngleich der Zugang für Privatanleger bisher praktisch ausgeschlossen bleibt, erfreut sich das Angebot großer Beliebtheit bei institutionellen und vermögenden Kunden. So stieg trotz des schwierigen Marktumfelds der Handel mit Bitcoin auf DDEx allein im Jahr 2022 um 80 Prozent an, während die Zahl der registrierten Nutzer auf rund 1.200 Personen und Institutionen verdoppelt wurde. Analysten führen dies unter anderem darauf zurück, dass nach dem Zusammenbruch etlicher unregulierter Krypto-Börsen gerade wohlhabende Kunden verstärkt nach sicherheitsorientierten Plattformen etablierter Anbieter suchten – ein Vertrauensbonus, den DBS erfolgreich für sich nutzen konnte.
DBS hat dabei DDEx bewusst eng mit dem traditionellen Bankgeschäft verzahnt. Kunden handeln bei DBS direkt gegen ihre regulären Bankkonten und profitieren von einem speziellen Verwahrservice „DBS Digital Custody“, bei dem die Bank selbst die Coins in besonders sicheren Cold Wallets verwahrt. Diese Integration digitaler Vermögenswerte in die vertraute Bankenwelt stärkt das Vertrauen der Kunden zusätzlich. Gleichzeitig baut DBS seine digitale Plattform kontinuierlich weiter aus: So führte die Bank etwa Security Token Offerings (STOs) ein und brachte 2021 eine erste bankeigene digitale Anleihe im Volumen von 11 Millionen US-Dollar auf den Markt. Perspektivisch plant DBS die Erweiterung ihres Angebots, etwa durch mehr handelbare Assets, Intraday-Handel oder langfristig sogar durch die Zulassung von Retail-Anlegern, sobald die regulatorischen Bedingungen in Singapur dies zulassen könnten. Allerdings prüft die Bank derweil eher eine Expansion nach Hongkong, wo die lokale Regulierung seit 2023 die Möglichkeit bietet, Krypto-Handelsangebote auch Retail-Kunden zugänglich zu machen.
Ein wichtiger Bestandteil der DBS-Strategie besteht auch darin, sich an relevanten branchenweiten Initiativen auf internationaler Ebene zu beteiligen. So war DBS etwa Key-Player im „Project Guardian“ der singapurischen Zentralbank MAS, bei dem 2022 gemeinsam mit JPMorgan und SBI Digital Asset Holdings erstmals institutioneller Forex- und Staatsanleihenhandel über dezentrale Finanzprotokolle (DeFi) getestet wurde. Ebenso engagierte sich die Bank bereits intensiv im Rahmen des mehrjährigen MAS-„Project-Ubin“, welches zentralbankbasierte digitale Währungen (CBDC) und deren Verwendung bei Großzahlungen erforschte. Aus dieser Initiative entstand das Joint Venture „Partior“, welches DBS gemeinsam mit JPMorgan und Temasek vorantreibt, um grenzüberschreitende Zahlungen auf Basis von DLT deutlich schneller und effizienter abzuwickeln – eine Lösung, die von DBS bereits aktiv genutzt wird.
Nicht zuletzt positioniert sich DBS auch gezielt in der Kundenkommunikation als sicherheitsbewusster und zuverlässiger Intermediär für digitale Assets. Dazu veranstaltet die Bank regelmäßig Markt-Webinare, veröffentlicht umfassende Berichte rund um Kryptowährungen und betont insbesondere nach Marktkrisen – wie zuletzt beim starken Bitcoin-Handelsanstieg 2022 –, dass institutionelle Anleger bei DBS einen sicheren Hafen suchen und finden. Diese Positionierung als bewusst regulierter und vertrauenswürdiger „Gatekeeper“ grenzt die Bank klar von weniger regulierten Krypto-Firmen ab und stärkt ihre Reputation in der Vermögensverwaltung zusätzlich.
Insgesamt hat DBS Bank mit ihrer klar fokussierten Strategie rund um die „DBS Digital Exchange“ ein attraktives Modell geschaffen, das als Vorbild für andere traditionelle Finanzinstitute dienen könnte. Ihr Ansatz, durch regulatorisch abgesicherte Handels- und Verwahrplattformen institutionellen Kunden einen sicheren Zugang zu digitalen Assets zu bieten, hat bereits eindrucksvoll gezeigt, wie traditionelle Banken von der Krypto-Transformation profitieren können. Für die Zukunft ist damit zu rechnen, dass DBS weitere klassische Anlageinstrumente (wie Fondsanteile) tokenisieren und verstärkt international expandieren wird, um ihren Kunden auch global attraktive, sichere und innovative digitale Finanzdienstleistungen anbieten zu können.
Weitere asiatische Entwicklungen
Auch andere große asiatische Banken verfolgen DLT-Initiativen, oft getrieben durch nationale Strategien:
- In China bspw. dürfen Geschäftsbanken aufgrund rechtlicher Restriktionen keine Krypto-Produkte anbieten, doch sie nutzen Blockchain für Backend-Prozesse. Die staatlichen Großbanken (ICBC, China Construction Bank, Bank of China etc.) haben hunderte Blockchain-Anwendungen implementiert, etwa für Handelsfinanzierung, Supply-Chain oder digitales Factoring. Zudem sind sie zentral in die Umsetzung des digitalen Yuan (e-CNY) eingebunden und fungieren als Verteilungs- und Rücktauschstellen. So testeten die Bank of China und ICBC etwa 2020 die Gehaltszahlungen in e-CNY in ausgewählten Städten. Diese Aktivitäten sind zwar nicht „Krypto“ im westlichen Sinne, aber nutzen DLT-Techniken in geschlossenem Rahmen.
- In Hongkong öffnet sich das Bankensystem gerade für Krypto: Neben HSBC und UBS haben dort lokale Institute wie die Bank of China (HK) angekündigt, Krypto-Investmentfonds ins Angebot zu nehmen. Standard Chartered Hongkong plant ebenfalls, Retail-Kunden Krypto-Produkte anzubieten, sobald die Regulierung es zulässt. Diese Entwicklung könnte Hongkong zum asiatischen Krypto-Hub machen, wovon auch die chinesischen Mutterhäuser profitieren möchten.
- Japanische Großbanken wie SMBC und Mizuho arbeiten neben MUFG gemeinsam an interoperablen Netzwerken. So kündigte SMBC 2022 an, die Blockchain Avalanche für institutionelle Stablecoins zu nutzen (SocGen FORGE executes wCBDC repo using public blockchain bond – Ledger Insights – blockchain for enterprise). Mizuho wiederum betreibt seit 2019 die mobile J-Coin Pay-App (eine e-Geld-Plattform, die aber nicht auf Blockchain basiert), um E-Wallet-Zahlungen zu fördern – als Antwort auf Private-Crypto-Apps. Die japanischen Institute kooperieren eng mit Behörden, um das Land für Web3-ready zu machen.
- In Südostasien setzen Banken wie OCBC und Maybank in bestimmten Segmenten ebenfalls auf DLT (z.B. grenzüberschreitende Überweisungen mittels RippleNet oder Trade Finance mit Contour). Standard Chartered – Hauptsitz zwar London, aber stark in Asien aktiv – hat in Singapur ein Crypto-Custody Joint Venture (Zodia Custody) ins Leben gerufen, um global Verwahrung anzubieten, und beteiligt sich an Partior (zusammen mit DBS). Zudem ist StanChart im Metaverse experimentierfreudig und hat z.B. 2022 virtuelles Land in Sandbox gekauft, was das Marketing ergänzt.
Diese Beispiele zeigen: In Asien treiben teils Regierungen (China, Japan) die Blockchain-Adaption durch Banken voran, teils nutzen Banken selbst proaktiv regulatorische Sandboxes (Singapur, Hongkong) für Innovation. Insgesamt verlagert sich der Schwerpunkt von klassischen Kryptowährungen hin zu Stablecoins, CBDCs und tokenisierten realen Assets, wo Banken ihre angestammte Rolle einnehmen können.
Fazit
Die Untersuchung der Krypto-Strategien traditioneller internationaler Geschäftsbanken verdeutlicht, dass Banken weltweit die Blockchain-Technologie inzwischen ernst nehmen und vielfältig adaptieren. Während vor einigen Jahren noch Zurückhaltung oder offene Ablehnung herrschte, haben viele Großbanken inzwischen konkrete Projekte umgesetzt:
- In den USA setzen insbesondere die großen Investment- und Geschäftsbanken auf interne Blockchain-Lösungen (JPMorgan’s Onyx, Goldman’s GS DAP) sowie die Öffnung ausgewählter Krypto-Investments für ihre Kundschaft (Morgan Stanley, BofA). Dies geschieht stets unter Wahrung regulatorischer Compliance und meist in Form von Partnerschaften oder indirekten Engagements.
- In Europa (ohne Deutschland) sehen wir sowohl vorsichtige Ansätze (HSBC mit Fokus auf DLT statt auf Krypto-Trading) als auch mutige Vorstöße (SocGen mit eigenem Stablecoin und DeFi-Nutzung). Europäische Banken arbeiten oft in Konsortien zusammen, um gemeinsam die Infrastruktur zu modernisieren – sei es im Zahlungsverkehr (Fnality) oder Handel (Contour). Die EU-Regulierung MiCA hat hier zusätzlich Klarheit geschaffen und wird möglicherweise eine breitere Einführung von Krypto-Dienstleistungen (wie Verwahrung oder Handel für Kunden) anstoßen.
- In Asien sind die Strategien stark von den jeweiligen Regimes geprägt: In Singapur und Hongkong experimentieren Banken frei und bieten teils schon umfassende Krypto-Services an (DBS, HSBC HK), in Japan gestalten Großbanken mit der Regierung gemeinsam neue Stablecoin-Rahmen (MUFG Progmat), während in China DLT ausschließlich ohne öffentliche Kryptowährungen implementiert wird. Asiatische Banken zeigen eine bemerkenswerte Innovationsbereitschaft, wenn das Umfeld stimmt – oft auch getrieben vom Wettbewerb mit agilen Tech-Konkurrenten.
Gemeinsamer Tenor: Alle betrachteten Banken nutzen primär Blockchain als Enabler zur Effizienzsteigerung, Kostensenkung und neuen Produkten (z.B. schnellere Abwicklung, tokenisierte Vermögenswerte). Kryptowährungen an sich (Bitcoin, Ether etc.) werden meist nicht als Ersatz für Fiat gesehen, sondern als neue Anlageklasse, der man – sorgfältig reguliert – Zugang ermöglichen kann. Stablecoins und CBDCs hingegen nehmen eine Schlüsselrolle ein: Sie verbinden die Vorteile der Krypto-Technologie mit der Stabilität des traditionellen Geldes, weshalb Banken hier massiv investieren (siehe JPM Coin, EURCV, Progmat Coin).
Man erkennt auch, dass Zusammenschlüsse und Netzwerke (Konsortien) ein bevorzugter Weg der Banken sind, um DLT zu erkunden. Dadurch lassen sich Standards setzen und Risiken teilen. Kooperation ist zum Motto geworden – etwa in grenzüberschreitenden Pilotprojekten, an denen oft mehrere Banken und Behörden beteiligt sind.
Nicht zuletzt hat die Regulatorik großen Einfluss auf Tempo und Ausgestaltung der Krypto-Strategien. Banken wie BoA warten auf klarere Regeln, während Banken in progressiven Jurisdiktionen (Singapur, Schweiz, Frankreich) schon Fakten schaffen. Insgesamt entsteht aber ein immer deutlicheres Bild: Blockchain und digitale Assets werden integraler Bestandteil des Bankgeschäfts. Langfristig könnten Banken dadurch ihre Rolle behaupten, indem sie Vertrauen, Sicherheit und Compliance in die ansonsten dezentrale Krypto-Welt einbringen. Die nächsten Jahre – mit anrollenden CBDCs, weiterem Tokenisierungs-Boom und schrittweiser Regulierung – dürften diese Entwicklung noch beschleunigen.
Banks positionieren sich jetzt, um im Finanzsystem der Zukunft weiterhin Schlüsselakteure zu sein – ob auf einer Blockchain oder in der traditionellen Bilanz, die Bank bleibt die Bank, nur ihr Werkzeugkasten hat sich um DLT und Krypto-Assets erweitert.