Fintech Disruption 2024: PIX zeigt wie staatliche Innovation geht.

Illustration des Paymentsystems PIX
Pix ist eine brasilianische Sofortüberweisung, die von der brasilianischen Zentralbank (BACEN) entwickelt wurde. Mit Pix können Geldbeträge innerhalb weniger Sekunden mittels QR-Code von einem Konto zum anderen überwiesen werden, und zwar zu jeder Tageszeit und an sieben Tagen die Woche. Pix kann von einem Girokonto, einem Sparkonto oder einem Prepaid-Konto aus durchgeführt werden.

PIX im Blitzlicht:Die Teilnehmer von PIX hinterlegen ist ein Giro- ein Spar- oder ein Prepaidkonto und bezahlen durch einfaches Einscannen des QR-Codes mit dem eigenen Mobiltelefon. In Sekundenschnelle, rund um die Uhr und 7 Tage pro Woche. Von Bank zu Bank, Bank zum Fintech oder Fintech zurück zur Bank.

Es wird im privaten Rahmen sowie für B2C und B2B Bereich genutzt und nicht nur im Onlinehandel, sondern auch im stationären Handel. Selbst öffentliche Stellen erstellen ihren eigenen QR-Code und drucken diesen auf ihre Gebührenrechnungen, denn: Im QR-Code sind spezifische Informationen wie Betrag, Verwendungszweck sowie Empfänger hinterlegt. Hier erstmal die Erfolgsgeschichte und Vorteile auf einen Blick:

  • Entwicklungskosten von gerade einmal etwa 2,5 Mio EUR
  • niedrige Kosten von ca. 0,22 % bei jeder Transaktion
  • Start in 2020, nach etwa 100 Tagen hatte nahezu jeder Brasilianer bereits von Pix als Zahlungsmethode gehört. Ende 2022 war es schließlich das meistbenutzte Zahlungsverfahren in Brasilen

Aber warum ist PIX ein Blick wert?

Am 11.06.2024 vermeldete die Süddeutsche Zeitung, dass die deutsche Kreditwirtschaft ihr Bezahlverfahren Paydirect zum Ende des Jahres aufgeben wird. Also blieb trotz der Fusion mit Giropay 2021 der Erfolg aus und die deutschen Betreiber geben sich nach neun Jahren den US-Bezahlsystemen geschlagen.

Man könnte meinen, dass ein Mangel an erwähnenswerten Perspektiven in Deutschland, um dem Abfluss eines Teils der Wertschöpfung bei elektronischen Zahlungsabwicklungen zu verhindern, nicht schon ärgerlich genug ist. Kritisch kommt hinzu, dass die Abhängigkeit in die sich Finanzinstitute damit begeben, sogar noch zusätzliche Kosten verursacht: Paypal – mit knapp einem Drittel Marktanteil bei der Abwicklung von Online-Einkäufen – nutzt seit 2022 zunehmend seine Banklizenz in Luxemburg um Lastschriften dort abzuwickeln. Hierdurch müssen deutsche Institute solche Transaktionen als ausländischen Zahlungsverkehr behandeln, was zur Folge hat, dass Banken diese intensiver überprüfen müssen, insbesondere auf mögliche Sanktionsverstöße.

Dabei zeigen selbst unsere direkten Nachbarn, zum Beispiel Belgien mit Bancontact oder die Niederlande mit iDeal, dass Zahlungsabwicklung sogar noch kostengünstiger zu machen ist und schaffen nebenbei ebenfalls eine nutzerfreundliche Zahlungsmöglichkeit via QR-Code.

Was ist PIX?

Pix ist eine brasilianische Sofortüberweisung, die von der brasilianischen Zentralbank (BACEN) entwickelt wurde. Mit Pix können Geldbeträge innerhalb weniger Sekunden mittels QR-Code von einem Konto zum anderen überwiesen werden, und zwar zu jeder Tageszeit und an sieben Tagen die Woche. Pix ist praktisch, schnell und sicher und kann von einem Girokonto, einem Sparkonto oder einem Prepaid-Konto aus durchgeführt werden.

Wie funktioniert PIX?

Pix wurde als ein sehr breit gefächertes Zahlungsmittel entwickelt. Jede Zahlung oder Überweisung, die heute mit anderen Mitteln (TED/DOC, Karte, Boleto usw.) getätigt wird, kann auch mit Pix einfach per Mobiltelefon durchgeführt werden.

Traditionell erfolgen in Brasilien Überweisungen zwischen Konten bei derselben Bank unmittelbar (in Sekunden) oder zwischen Konten bei verschiedenen Banken mittels DOC (über Nacht) oder TED (in weniger als 40 Minuten).

Pix ist eine neue Option, die seit 2020 mit den traditionellen Überweisungsarten im Wettbewerb steht. Der Unterschied besteht darin, dass bei Pix keine Bankdaten des Empfängers notwendig sind, sondern nur ein Pix-Schlüssel, der eine E-Mail-Adresse, die Steuernummer (CPF) oder sogar eine Telefonnummer sein kann. Somit kann eine Überweisung direkt aus der Kontaktliste heraus mit einer Banking-App getätigt werden.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Pix keine zeitlichen oder tageszeitlichen Beschränkungen kennt und die Mittel dem Empfänger in Sekundenschnelle zur Verfügung gestellt werden. Pix funktioniert 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, zwischen jeder Bank, von der Bank zum Fintech, vom Fintech zum Zahlungsinstitut und anderen.

Neben Überweisungen ermöglicht Pix auch das Bezahlen ganzer Rechnungen mit allen spezifischen Informationen, wie Betrag, Verwendungszweck, Empfänger etc. Keine der sonstigen in Brasilien angebotenen Bezahlmethoden bietet diesen Grad an Flexibilität und Sicherheit. Alternative Bezahlmethoden für Rechnungen sind z.B. der Boleto, ein Strichcode, der für die Bezahlung von Rechnungen genutzt werden kann, sowie Debit- und Kreditkarten, die auch für kleine Beträge verwendet werden. Kreditkarten nehmen hier eine Sonderstellung ein, denn sie sind die gängigste Form, um Ratenkäufe zu ermöglichen.

Ist PIX sicher?

Die Sicherheit bei PIX liegt vor allem in zwei Aspekten:

Rückverfolgbarkeit von Transaktionen bei PIX

PIX bietet eine vollständige Rückverfolgbarkeit aller Transaktionen. Dadurch können Konten, die für kriminelle Aktivitäten genutzt wurden, eindeutig identifiziert werden. Diese Rückverfolgbarkeit ist ein entscheidender Aspekt, um die Sicherheit und Compliance des Systems zu gewährleisten und betrügerische Aktivitäten zu verhindern.

Sicherer Informationsverkehr

Der Verkehr der Transaktionsinformationen erfolgt in verschlüsselter Form über das Nationale Finanzsystemnetz (RSFN). Dieses Netz ist vom Internet vollständig getrennt und wird für die Abwicklung der Transaktionen des brasilianischen Zahlungssystems (SPB) genutzt. Um Transaktionen in diesem Netz durchführen zu können, müssen alle PIX-Teilnehmer Sicherheitszertifikate ausstellen. Die Zentralbank speichert alle Transaktionsinformationen in verschlüsselter Form in ihren internen Systemen. PIX-Betriebsvorschriften Die Vorschriften von PIX sehen verschiedene Maßnahmen zur Minderung des Betrugsrisikos vor:

  • Die PIX-Teilnehmer sind selbst verantwortlich für Betrugsfälle, die durch ihre eigenen Fehler ermöglicht wurden.
  • Es gibt Schutzmechanismen der Zentralbank, wie beispielsweise Transaktionslimits.
  • In einer zentralen Datenbank werden Informationen zu betrügerischen Transaktionen gespeichert.

Was kann von PIX gelernt werden?

Seine kostengünstige Entwicklung von BRL 14 Mio. (ca. 2,5 Mio. EUR) und große Popularität zeigt, dass erfolgreiche Innovationen auch aus dem öffentlichen Sektor kommen können. Die BACEN hat als zentrales Organ der Finanzbranche Möglichkeiten Innovationen voranzutreiben, die für private Investoren auf Grund von Unsicherheit und fehlender Durchsetzungskraft nur sehr schwer und unter hohem Kostenaufwand zu realisieren sind.

Die EZB könnte sich ein Beispiel nehmen und Innovationen auch für die EU entwickeln oder zumindest bei der Koordination zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor mittels einer klaren Strategie behilflich sein. Durch koordinierte Bemühungen wäre es sicherlich möglich auch in Europa eine innovative und zukunftsweisende Zahlungsinfrastruktur aufzubauen und somit technologisch eigenständig zu werden. Auch eine Teilnahme an den Vorstudien zur internationalen Expansion von Pix wäre im Rahmen einer eigenen Strategie sicherlich äußerst sinnvoll.

 

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