eIDAS 2.0 – Auch AI Agents brauchen eine Identität

eIDAS 2.0 – Auch AI Agents brauchen eine Identität
AI Agents können neuerdings Transaktionen durchführen. eIDAS 2.0 spielt eine entscheidende Rolle in der Vertrauensbildung.

Während in den letzten zwei Jahren genKI auf den Bühnen und von Keynote-Speakern als unterstützender Co-Pilot angepriesen wurde, sehen wir dieses Jahr bereits die Entstehung selbstständiger, agentischer Systeme. AI Agents können eigenständig Aufgaben ausführen, Entscheidungen treffen und neuerdings auch Transaktionen durchführen. Doch mit dieser neuen Autonomie entsteht eine zentrale Frage: Wie stellen wir sicher, dass diese Agenten sicher und vertrauenswürdig handeln? Die Antwort darauf liegt in der Identität – und hier spielt eIDAS 2.0 eine entscheidende Rolle.

Von Co-Piloten zu selbstständigen AI Agents

Noch vor einem Jahr war KI vor allem darauf ausgelegt, Menschen bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Tools wie ChatGPT oder Copilot waren darauf beschränkt, Vorschläge zu machen oder Prozesse zu vereinfachen. Heute jedoch entwickeln sich KI-Systeme hin zu autonomen Agenten, die eigenständig agieren können. AI Agents sind in der Lage, komplexe Aufgaben wie das Buchen von Reisen, das Verwalten von Finanzen oder sogar das Aushandeln von Verträgen zu übernehmen. Das neue Agent Toolkit von Stripe beispielsweise, macht es KI-Agenten möglich, eigenständig Finanztransaktionen durchzuführen. Stripe beschreibt dies als die Fähigkeit, „Agent-Workflows Zugang zu Zahlungsfunktionen zu geben“.

Ein Beispiel verdeutlicht das Potenzial: Ein KI-Agent kann eine Anfrage wie „Buche einen Flug nach London für nächsten Montag unter 800 Euro“ selbstständig verarbeiten. Er extrahiert die relevanten Parameter, durchsucht verfügbare Angebote und führt die Buchung mittels einer virtuellen Kreditkarte durch. Diese Transaktion erfolgt über Technologien wie Stripes Issuing API, die präzise Ausgabenkontrollen und Echtzeitüberwachung ermöglicht. Diese neuen Möglichkeiten eröffnen ein breites Spektrum an Anwendungen: Von der automatisierten Vermögensverwaltung über die selbstständige Steuerabwicklung bis hin zum intelligenten Lieferantenmanagement. Gleichzeitig stellen sie neue Anforderungen an Datenschutz, Sicherheit und Nutzerkontrolle.

Herausforderungen in einer agentischen Wirtschaft

Mit der zunehmenden Autonomie von AI Agents entstehen jedoch auch neue Risiken und Herausforderungen:

  1. Handeln im besten Interesse des Nutzers:
    Ohne klare Richtlinien könnten Agenten Entscheidungen treffen, die nicht den Wünschen oder Interessen ihrer Nutzer entsprechen.
  2. Vermeidung von Fehlverhalten oder Missbrauch:
    Betrügerische oder fehlerhafte Agenten könnten erheblichen Schaden anrichten – sei es durch falsche Transaktionen oder Sicherheitslücken.
  3. Effektive Regulierung:
    Es muss sichergestellt werden, dass Agenten transparent handeln und rechtlich überprüfbar sind.

Diese Herausforderungen machen eine robuste digitale Identität unverzichtbar, um Vertrauen und Sicherheit in einer zunehmend agentischen Wirtschaft zu gewährleisten.

eIDAS: Der Grundstein für Identität und Vertrauen

eIDAS (Electronic Identification, Authentication and Trust Services) bietet den regulatorischen Rahmen für digitale Identitäten in Europa. Mit der Einführung von eIDAS 2.0 im Jahr 2024 wird ein EU-weites System für digitale Identitäts-Wallets geschaffen. Diese Wallets ermöglichen es Bürgern und Unternehmen, Identitäten sicher zu speichern und grenzüberschreitend einzusetzen – ein entscheidender Schritt für die Integration von AI Agents.

Warum eIDAS für AI Agents entscheidend ist:

  1. Starke Identitätsnachweise:
    Jeder AI Agent benötigt eine eindeutige Verbindung zur Person oder Organisation, die er repräsentiert. eIDAS ermöglicht dies durch standardisierte digitale Identitäten.
  2. Sichere Transaktionen:
    Mit eIDAS können digitale Signaturen und andere Vertrauensdienste genutzt werden, um Transaktionen rechtlich bindend und nachvollziehbar zu machen.
  3. Betrugsprävention:
    Mechanismen wie „Know Your Agent“ (KYA) könnten eingeführt werden, um die Identität und Berechtigungen von Agenten zu überprüfen und betrügerisches Verhalten frühzeitig zu erkennen.

Die Rolle der Wallets: Ein Zuhause für AI Agents

Eine zentrale Komponente von eIDAS 2.0 ist die European Digital Identity Wallets (EUDI-Wallets). Diese Wallets könnten  nicht nur einen sicheren Speicherort für persönliche Daten bieten, sondern auch eine Plattform für AI Agents:

  1. Zugriff auf Identitätsdaten:
    Die Wallet ermöglicht es Agenten, auf relevante Daten wie Altersnachweise oder Zahlungsinformationen zuzugreifen – natürlich nur mit Zustimmung des Nutzers.
  2. Sicherer Ausführungsort:
    Moderne Geräte wie Smartphones bieten sichere Umgebungen (z.B. Secure Enclaves), in denen sensible Daten verarbeitet werden können.
  3. Authentifizierung und Autorisierung:
    Mit Technologien wie NFC oder biometrischer Authentifizierung können Nutzer Transaktionen schnell und sicher genehmigen.

Wallets dienen somit nicht nur als Speicherort für digitale Identitäten, sondern auch als Schnittstelle zwischen Nutzern, Agenten und verschiedenen Diensten – ein entscheidender Faktor für Interoperabilität und Sicherheit.

Fazit

Die Entwicklung hin zu autonomen AI Agents bringt immense Chancen, aber auch neue Herausforderungen mit sich. Eine robuste digitale Identität ist der Schlüssel zur Bewältigung dieser Risiken – sowohl für Sicherheit als auch für Vertrauen in agentische Systeme. Mit eIDAS 2.0 schafft Europa einen wegweisenden Rahmen für digitale Identitäten und Wallets, der nicht nur Bürgern zugutekommt, sondern auch die Grundlage für innovative Technologien wie AI Agents bildet. Die globale Standardisierung wird dabei entscheidend sein, um diese Entwicklungen nachhaltig voranzutreiben.

 

 

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