Crypto backed loans („Krypto-besicherte Kredite“) gewinnen rasant an Relevanz, da immer mehr Investoren einen wachsenden Teil ihres Vermögens in digitale Assets allokieren. Insbesondere Bitcoin hat sich in den letzten Jahren als eigenständige Anlageklasse etabliert – mit einer beeindruckenden Performance: Über das letzte Jahrzehnt erzielte Bitcoin überdurchschnittliche jährliche Renditen und ließ traditionelle Anlageklassen weit hinter sich. Angesichts dieser Entwicklung verfolgen viele Anleger eine langfristige HODL-Strategie und möchten ihre Bestände nicht voreilig verkaufen. Vor diesem Hintergrund rückt das Thema Krypto-besicherte Kredite in den Fokus: Es bietet Investoren die Möglichkeit, Liquidität aus ihrem Krypto-Vermögen zu ziehen, ohne ihre Bitcoin oder andere Kryptowährungen veräußern zu müssen. So können sie an weiterem Wertzuwachs partizipieren und zugleich dringende Finanzierungsbedürfnisse decken, ohne einen steuerlich nachteiligen Verkauf vorzunehmen.
Marktentwicklung und Potentiale die sich auftun
Mit der breiteren Akzeptanz von Bitcoin & Co. ist auch die Vermögensallokation in Krypto erheblich gestiegen. Krypto-Assets sind heute keine Nischeninvestments mehr, sondern fester Bestandteil vieler Portfolios – gerade bei jüngeren, technikaffinen Anlegern. Umfragen zeigen, dass bei rund einem Viertel der Investoren Kryptowerte bereits deutlich über 10 % des Gesamtvermögens ausmachen. Insbesondere NextGen- und Mass-Affluent-Kunden (d.h. die nächste Generation wohlhabender Privatkunden mit mittlerem bis höherem Vermögen) treiben dieses Wachstum: Diese Klientel ist offen für digitale Anlagen und scheut sich nicht, auch >25 % ihres Portfolios in Krypto zu investieren. Für Banken und Vermögensverwalter wird dieses Segment immer wichtiger, da hier zukünftiges Wachstumspotenzial liegt.
Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Finanzierungslösungen, die ohne steuerliche Nachteile auskommen. Viele Krypto-Anleger stehen vor dem Dilemma, Liquidität zu benötigen (z. B. für Investitionen oder Ausgaben), aber ungern ihre Krypto-Bestände antasten zu wollen – sei es aus Vertrauen in weitere Wertsteigerung oder aufgrund steuerlicher Erwägungen. In Deutschland sind Veräußerungsgewinne auf privat gehaltene Kryptowährungen nach einer Haltedauer von einem Jahr steuerfrei. Ein vorzeitiger Verkauf würde also nicht nur zukünftige Gewinnchancen schmälern, sondern ggf. auch eine Besteuerung der Gewinne auslösen. Ein durch Kryptowerte besicherter Kredit umgeht dieses Problem: Der Investor erhält Liquidität, ohne einen steuerpflichtigen Veräußerungstatbestand zu schaffen. (Tatsächlich wird die Aufnahme eines Darlehens weder in Deutschland noch international als steuerpflichtiger Vorgang gewertet – so betont z. B. Coinbase explizit, dass ein Krypto-unterlegtes Darlehen nicht als Verkauf gewertet wird.)
Ein weiterer Treiber ist das wachsende regulatorische Vertrauen. Die Zeiten unklarer Rechtslage im Kryptomarkt nähern sich dem Ende, da immer mehr Regulierung Klarheit schafft. Auf EU-Ebene wurde 2023 die MiCA-Verordnung verabschiedet – die erste umfassende Krypto-Regulierung, die ab Ende 2024 in allen 27 EU-Staaten gilt und Rechtsklarheit sowie einheitliche Standards schafft. Auch in Deutschland sorgen offizielle Leitlinien für Sicherheit: So hat das Bundesfinanzministerium (BMF) 2022 klargestellt, dass bei privat gehaltenen Kryptowährungen selbst im Fall von Lending oder Staking keine Verlängerung der steuerlichen Haltefrist auf zehn Jahre erfolgt – es bleibt bei einem Jahr. Solche Fortschritte in Regulierung und Steuerklarheit erhöhen das Vertrauen von Anlegern und Institutionen gleichermaßen und ebnen den Weg für neue Produkte im Bereich der Krypto-Finanzierung.
Anbieteranalyse
Angesichts der skizzierten Nachfrage verwundert es nicht, dass bereits diverse Anbieter Krypto-Backed-Loans auf den Markt gebracht haben und zunehmend bringen. Im Folgenden wird eine Auswahl aktueller Anbieter – Coinbase, Firefish, Relai (mit Partner Sygnum), Nexo, Strike und Bitcoin Suisse – anhand zentraler Kriterien vergleichend betrachtet. Diese Plattformen und Finanzdienstleister unterscheiden sich teils deutlich in Konditionen wie Beleihungsquote (LTV), Zinssatz, Laufzeit, regulatorischem Status, Zielgruppe und Auszahlungsmittel. Generell sind die Beleihungsquoten eher konservativ gehalten: Üblich sind LTV um 40–50 %, d.h. deutliche Überbesicherung (Beispiel: Firefish verlangt 50 % LTV, Relai/Sygnum sogar max. 40 %). Vereinzelt werden höherer LTV angeboten – Coinbase ermöglichte in den USA zeitweise bis ~70–75 % des Bitcoin-Werts als Kredit, bevor eine automatische Liquidation bei 86 % LTV greift. Zinssätze variieren je nach Anbieter und Segment erheblich: von ca. 5 % p.a. in günstigen Fällen (Coinbase wirbt mit Raten ab 5 %) bis in den niedrigen zweistelligen Prozentbereich (Strike z.B. startet bei 12 % p.a.; bei einigen Plattformen können abhängig von LTV und Loyalty-Status sogar ~15 % p.a. anfallen). Die meisten Kreditangebote haben kurze Laufzeiten – oft 6 bis 12 Monate mit endfälliger Rückzahlung. So bietet Firefish Laufzeiten von 3 bis 18 Monaten mit finaler Gesamttilgung, Strike setzt fix auf 12 Monate Laufzeit bei seinen Bitcoin-Loans. All diese Parameter bestimmen, welche Zielkunden adressiert werden und wie flexibel die Produkte sind.
Anbieter |
LTV (Beleihungs-quote) |
Zinssatz p.a. |
Laufzeit |
Regulierung |
Zielgruppe |
Auszahlung |
Coinbase (Borrow) |
bis ca. 70 % (BTC als Kollateral) | ab ~5 % (variabel) | offen (keine fixe Frist, flexible Rückzahlung) |
US-Exchange; in DE mit Krypto-Lizenz (BaFin) tätig, aber keinBankstatus |
Retail-Anleger (vorerst US-only) | Stablecoin USDC (Gutschrift im Coinbase-Konto, Umwandlung in Fiat möglich) |
Firefish |
50 % LTV (BTC) |
marktabhängig, ab ~6–7 % |
3–18 Monate (endfällig) | EU-Fintech; Non-Custodial P2P-Plattform (Multisig-escrow), keine Bankenlizenz | Mass Affluent / Retail in Europa (auch kleine Kredite ab €800) | Euro-Auszahlung aufs Bankkonto; alternativ USDC oder CZK verfügbar |
Relai / Sygnum |
40 % LTV (BTC) | individuell (Bankkonditionen, auf Anfrage) | kurz- bis mittelfristig (typ. 12 Monate, Verlängerung mögl.) | Sygnum Bank Schweiz (FINMA-Banklizenz); Relai als Vermittler (reg. Wertpapierhaus) | Qualifizierte Anleger (HNWI ≥ 500k CHF Vermögen) und KMU; Fokus DACH/CH | CHF oder EUR (Auszahlung über Sygnum Bank auf Konto) |
Nexo |
bis 50 % LTV (multi-Kollateral) | ~2.9 % bis 13 % (je nach LTV und Loyalty-Stufe) | open-end Kreditlinie (keine feste Laufzeit, flexible Rückzahlung) | Globales CeFi-Portal; EU-registriert (u.a. Litauen), aber keine Einlagensicherung (keine Banklizenz) | Retail und Krypto-Investoren weltweit (inkl. EU/DE) |
Fiat-Überweisung (EUR, USD u.a.) ans Bankkonto oderStablecoins (USDT/USDC) |
Strike(USA) |
50 % LTV (BTC) | ab 12 % | 12 Monate (Bullet Loan) | US-weit (ausgewählte Staaten); Kooperation mit lizenziertem Kreditgeber (Drittpartner); keine Tätigkeit in EU | Vermögende Privatkunden (HNWI) in USA (Mindestdarlehen $75k) | USD-Auszahlung (Bankkonto in den USA) |
Bitcoin Suisse |
~50 % LTV (div. Assets, konservativ) | ca. 8–10 % (typisch, abhängig von Laufzeit & Besicherung) | flexibel (Lombard-Kredit, i.d.R. jährlich verlängerbar) |
Schweizer Finanzintermediär (VQF/SRO reguliert), keinBankstatus; über „Vault“ gesicherte Verwahrung |
Vermögende Kunden, Krypto-Investoren (Schweiz & international), institutionelle Klientel | CHF, EUR oder USD (Banküberweisung oder interne Verbuchung bei Bitcoin Suisse) |
Legende: LTV = Loan-to-Value, Verhältnis Kreditbetrag zu Collateral-Wert; HNWI = High Net Worth Individuals (vermögende Kunden).
Wie ersichtlich, sprechen die Anbieter teils unterschiedliche Zielgruppen an. Auf der einen Seite stehen retailfreundliche Lösungen wie Coinbase (in den USA) oder Nexo, die sich an breitere Anlegerkreise wenden – hier sind Zugangsbarrieren (Mindestkreditsummen etc.) relativ niedrig, und Prozesse weitgehend automatisiert. Auf der anderen Seite gibt es höher segmentierte Angebote: Relai in Kooperation mit Sygnum richtet sich explizit an vermögende Privatkunden und Firmen, die bestimmte regulatorische Kriterien erfüllen müssen (qualifizierte Anleger). Ähnlich operiert Bitcoin Suisse, das als Pionier im Krypto-Finanzbereich vor allem bestehende Krypto-Holder mit größerem Portfolio bedient und dabei persönliche Betreuung (Relationship Manager) bietet. Firefish nimmt eine Zwischenstellung ein: als Peer-to-Peer-Marktplatz ermöglicht es auch kleineren Privatanlegern in Europa Krypto-Kredite, nutzt aber innovative technische Strukturen (Multisig-Escrow auf der Bitcoin-Blockchain) anstelle traditioneller Bankenprozesse.
Deutlich werden auch die verschiedenen Auszahlungsmodalitäten. Während bankennahe Anbieter wie Sygnum/Relai oder Bitcoin Suisse Darlehen klassisch in Fiat-Währungen (EUR, CHF, USD) auf das Bankkonto auszahlen, operieren Krypto-Plattformen oft mit Stablecoins als Auszahlungsmittel. Coinbase etwa stellt den Kreditbetrag in USDC (USD-Stablecoin) bereit, den der Kunde dann auf Wunsch in Fiat konvertieren kann. Nexo bietet beide Wege (direkte Fiat-Überweisung oder Gutschrift in Krypto/Stablecoin), was dem Nutzer Flexibilität gibt. Für viele europäische Kunden ist eine Euro-Auszahlung allerdings essentiell – ein Punkt, an dem manche internationalen Anbieter (wie Coinbase mit USDC-only oder Strike, das nur USD in den USA auszahlt) vorbeigehen.
Zusammenfassend zeigt der Marktüberblick: Es existieren bereits diverse Krypto-Kredit-Angebote, doch jedes hat spezifische Einschränkungen in Konstruktion oder Zielgruppe. Hieraus ergeben sich einige generelle Pain Points der aktuellen Angebote.
Pain Points und Limitierungen aktueller Angebote
- Starre Kreditkonstrukte: Die meisten am Markt verfügbaren Krypto-Darlehen sind kurzfristig orientierte Bullet Loans. Das heißt, der Kredit läuft oft nur 6–12 Monate und am Ende wird der gesamte Betrag in einer Summe fällig (ggf. zuzüglich Zinsen). Diese Konstruktion kann für langfristig orientierte Investoren problematisch sein – wer nicht rechtzeitig refinanziert oder zurückzahlen kann, muss seine Krypto-Assets zwangsweise verkaufen. Flexible oder langfristige Tilgungspläne sind Mangelware.
- Eingeschränkter Zugang: Viele Angebote richten sich nur an sehr vermögende Kunden oder bestimmte Regionen. Beispielsweise steht das Relai/Sygnum-Produkt nur qualifizierten Anlegern in der Schweiz zur Verfügung (erfordert ≥ 500.000 CHF liquide Mittel), und Strikes Bitcoin-Loan ist auf bestimmte US-Bundesstaaten begrenzt. Durchschnittliche Anleger in Deutschland oder der EU haben auf solche Angebote kaum Zugriff. Oft setzen Anbieter auch hohe Mindestkreditsummen (z. B. $75k bei Strike), was Kleinanleger ausschließt.
- Hohe Überbesicherung: Krypto-Volatilität erzwingt sehr konservative Besicherungsanforderungen. Üblich sind Beleihungsquoten von maximal 40–50 %, was bedeutet, dass der Kreditnehmer das Doppelte des Kreditbetrags als Collateral hinterlegen muss. Diese Überbesicherung bindet erhebliches Kapital und verringert die Kapitalnutzungseffizienz. Zudem bestehen Margin-Call-Risiken: Fällt der Kryptokurs, muss der Kunde schnell nachbesichern, um Liquidationen zu vermeiden.
- Gegenparteirisiken: Die Erfahrungen aus der Vergangenheit (Stichwort Celsius, BlockFi etc.) haben gezeigt, dass CeFi-Kreditgeber im Kryptobereich ein nicht zu unterschätzendes Gegenparteirisiko darstellen. Der Kreditnehmer trägt das Risiko, dass der Anbieter insolvent geht oder die Sicherheiten nicht ordnungsgemäß verwahrt. Selbst bei regulierten Anbietern bleibt ein Restrisiko, solange keine Einlagensicherung greift. Neue dezentrale Ansätze wie Firefish (non-custodial via Smart Contract) mindern manche Risiken, erfordern aber Vertrauen in die Technik.
- Limitierte Fiat-Optionen: Schließlich ist die Auszahlung in echter Währung nicht überall selbstverständlich. Einige Krypto-Kreditplattformen geben Darlehen primär in Stablecoins aus. Für Nutzer, die z.B. Euro für einen Immobilienkauf oder Konsum benötigen, bedeutet das zusätzlichen Aufwand und ggf. Wechselkursrisiken. Eine nahtlose Integration ins traditionelle Bankensystem (z.B. direkte Euro-Auszahlung auf ein Girokonto) fehlt häufig – hier sind primär die Lösungen mit Bank- oder FinTech-Partner im Vorteil.
Diese Pain Points verdeutlichen, dass der Markt zwar erste Angebote hervorgebracht hat, jedoch noch weit von einem ausgereiften Zustand entfernt ist. Viele aktuelle Lösungen sind zu unflexibel, zu exklusiv oder nicht ideal auf die Bedürfnisse der breiten Anlegerschicht zugeschnitten. Genau an diesen Stellen setzen die Chancen für neue Marktteilnehmer an.
Regulatorisches Umfeld und steuerliche Klarheit
Die regulatorische Landschaft für Krypto entwickelt sich rapide weiter – und schafft damit bessere Rahmenbedingungen für Krypto-Kredite. Auf europäischer Ebene gilt als Meilenstein die Markets in Crypto-Assets (MiCA)-Verordnung. MiCA ist die erste EU-weite Regulierung für Kryptoassets und tritt nach Übergangsfristen Ende 2024 vollumfänglich in Kraft. Sie etabliert einheitliche Regeln und Lizenzpflichten für Krypto-Dienstleister in allen 27 Mitgliedstaaten und sorgt für Rechtsklarheit sowie einheitliche Standards im Umgang mit digitalen Vermögenswerten. Für Anbieter bedeutet dies, dass Dienste wie Verwahrung, Börsenhandel oder ggf. Kryptokredite nun in einem klar abgesteckten regulatorischen Rahmen betrieben werden können. Das erhöht das Vertrauen von Kunden (insbesondere institutionellen Investoren) und erleichtert es traditionellen Finanzakteuren, in diesen Markt einzusteigen – etwa durch Beantragung entsprechender Lizenzen oder Passporting über die EU-Grenzen hinweg.
In Deutschland selbst wurden parallel wichtige Fragen der steuerlichen Behandlung von Kryptowerten geklärt. Das vielbeachtete BMF-Schreiben vom Mai 2022 (und Nachfolgeversionen) hat für Privatanleger mehrere Unsicherheiten ausgeräumt. Kryptowährungen werden nun klar als andere Wirtschaftsgüter im Sinne des Einkommensteuergesetzes eingeordnet, was ihre steuerliche Behandlung definiert. Besonders relevant im Kontext von Krypto-Krediten: Die ursprünglich diskutierte Verlängerung der Spekulationsfrist auf 10 Jahre bei Nutzung von Coins zum Lending oder Staking wurde explizit aufgehoben. Das heißt, auch verliehene Coins können nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei verkauft werden. Für Krypto-Kreditmodelle bedeutet dies, dass die Hinterlegung von Bitcoin als Sicherheit und das „Zur-Verfügung-Stellen“ dieser Coins kein steuerliches Handicap (in Form einer 10-Jahres-Frist) mehr auslöst – eine erhebliche Erleichterung und Planungssicherheit für Anleger. Zudem bestätigen die Finanzbehörden, dass Darlehensauszahlungen an sich keine steuerbaren Ereignisse sind (da kein Verkauf der Kryptowährung stattfindet). Lediglich anfallende Zinsaufwendungen oder -erträge im Zusammenhang mit solchen Krediten unterliegen der üblichen Besteuerung (Privatdarlehenszinsen sind beim Empfänger ggf. Einkünfte aus Kapitalvermögen).
Insgesamt sorgt dieses klarere regulatorisch-steuerliche Umfeld dafür, dass innovative Krypto-Finanzprodukte leichter entwickelt und vertrieben werden können. MiCA schafft den rechtlichen Rahmen, in dem europäische Anbieter sicher agieren können, und die deutsche Steuergesetzgebung nimmt potentielle Fallstricke (wie die 10-Jahresfrist) vom Tisch. Dies ebnet den Weg für regulierte Akteure – seien es Kryptofirmen oder traditionelle Banken – um Krypto-besicherte Kredite seriös anzubieten. Die Grundlage für das Zusammenwachsen der Krypto- und der klassischen Finanzwelt wird damit immer stabiler.
Chancen und weiße Flecken im Markt
Trotz bestehender Angebote zeigen die identifizierten Lücken, dass signifikante Marktchancen für verbesserte Produkte bestehen. Insbesondere im Segment der Mass-Affluent-Kunden (gehobene Privatkunden mit nennenswertem, aber nicht unbedingt HNWI-Vermögen) gibt es einen weißen Fleck: Diese Anlegergruppe hat oft einen hohen Krypto-Anteil und langfristigen Anlagehorizont, wird von den aktuellen Lösungen jedoch unzureichend bedient. Ein ideales Produkt für diesen Markt – gewissermaßen ein Blueprint für den Krypto-Privatkredit der nächsten Generation – könnte folgende Merkmale aufweisen:
- Lange Laufzeiten & Planbarkeit: Anders als die derzeit vorherrschenden Kurzläufer sollte ein optimaler Krypto-Backed-Loan über mehrere Jahre laufen können. Denkbar wären z. B. 5–10 Jahre Laufzeit oder unbefristete Kreditlinien, analog einer Hypothek, mit regelmäßigen Überprüfungen. So könnten langfristige Hodler ihre Bitcoin als Sicherheit einsetzen, ohne jährlich in Refinanzierungsstress zu geraten.
- Flexible Tilgungsoptionen: Anstelle starrer endfälliger Konstrukte wären flexible Rückzahlungsmodellewünschenswert. Zum Beispiel könnten Kreditnehmer wählen zwischen anfänglicher tilgungsfreier Zeit mit anschließendem Ratenplan, regelmäßigen Teilrückzahlungen oder vollständiger Tilgung jederzeit ohne Vorfälligkeitsentschädigung. Dadurch ließe sich der Kredit an die Liquidität des Kunden anpassen (z. B. Bonuszahlungen, andere Cashflow-Ereignisse).
- Integrierte Steuerlogik: Ein Alleinstellungsmerkmal eines innovativen Produkts könnte die automatisierte steuerliche Optimierung sein. Etwa könnte die Plattform beim Einsatz von Bitcoin als Collateral automatisch diejenigen Bestände verwenden, die bereits >1 Jahr gehalten wurden, um im Fall einer Verwertung keine Steuer auszulösen. Ebenso könnten Tools integriert sein, die dem Kunden anzeigen, welche Auswirkungen eine Teilrückzahlung oder eine eventuelle Liquidation auf die steuerliche Situation hätte. Die Einbindung von Steuerberichten (Jahresaufstellungen über Zinsaufwand, ggf. steuerlich relevante Vorgänge) würde die Akzeptanz bei anspruchsvollen Kunden erhöhen.
- Euro-denominierte Kredite mit Fiat-Auszahlung: Für den europäischen Markt ist eine Euro-Auszahlung essenziell. Ein ideales Produkt würde nahtlos an das SEPA-Bankensystem anschließen – d.h. der Kreditbetrag wird direkt in EUR auf das Konto des Kunden überwiesen, ohne Umwege über Stablecoins. Damit ließen sich Kredite etwa für Immobilienkauf, Konsum oder Unternehmensfinanzierung einsetzen, ohne Währungsrisiko oder zusätzliche Konvertierungskosten.
- Hohe Sicherheit & EU-Lizenzierung: Vertrauen ist im Finanzgeschäft der Schlüssel – erst recht bei Krypto. Das ideale Krypto-Kreditprodukt wäre von einem regulierten Institut mit EU-Lizenz (z. B. einer Bank oder Wertpapierinstitut) angeboten. Dadurch gelten europäische Verbraucherschutzstandards, und Kunden hätten die Gewissheit, dass Aufsichtsbehörden das Geschäftsmodell prüfen. Einlagensicherungs-ähnliche Mechanismenoder Versicherungen für die Krypto-Collateral könnten zusätzliche Sicherheit bieten. Zudem würde eine EU-weite Lizenz erlauben, das Produkt über Ländergrenzen hinweg anzubieten (Passporting), was die erreichbare Kundenzahl stark erhöht.
- Effizientere Besicherung & Risikomanagement: Ein weiterer Innovationsansatz läge in der Dynamisierung der Beleihungsquote. Etwa könnte bei geringer Volatilität oder längerer Laufzeit ein höheres LTV zugelassen werden, ggf. mit regelmäßigen Anpassungen. Denkbar sind auch Portfolio-Besicherungen (Diversifikation mehrerer Kryptoassets zur Risikosenkung) oder Ergänzung durch traditionelle Sicherheiten – all dies, um dem Kreditnehmer mehr Liquiditätsspielraum zu geben, ohne die Sicherheit des Systems zu gefährden.
Die skizzierten Eigenschaften zeigen die Richtung, in die sich der Markt entwickeln könnte. Ein Produkt, das diese weißen Flecken adressiert, hätte großes Potenzial, einen neuen Standard zu setzen. Vor allem würde es die Brücke schlagen zwischen den Bedürfnissen der Krypto-Investoren und den Anforderungen des traditionellen Finanz- und Regulierungsumfelds. Bislang hat noch kein Anbieter all diese Aspekte vollständig abgedeckt – hier wartet eine Gelegenheit auf innovative Banken oder FinTechs