Die Core-Satellite Methode: Dilemma zwischen individueller und digitaler Anlage lösen

Wealth Management Core-Satellite
Die Core-Satellite Methode: Im folgenden Beitrag wollen wir uns ansehen, in welcher strukturierten Vorgehensweise ein Vermögensverwalter klassischerweise die Portfolien seiner Kunden aufbaut und verwaltet. Doch zur besseren Einordnung ist es vorab wichtig, die Hintergründe und das Warum zu verstehen.

Die Core-Satellite Methode: Im folgenden Beitrag wollen wir uns ansehen, in welcher strukturierten Vorgehensweise ein Vermögensverwalter klassischerweise die Portfolien seiner Kunden aufbaut und (computergesteuert) verwaltet. Doch zur besseren Einordnung ist es vorab wichtig, die Hintergründe und das Warum zu verstehen.

Welchen Herausforderungen sind Vermögensverwalter ausgesetzt?

Vermögensverwalter unterliegen mittlerweile strengen regulatorischen Vorschriften. Durch die MIFID I hat die EU 2007 damit begonnen, den Schutz von Kapitalanlegern zu stärken und die Transparenz zu erhöhen. Mit der MIFID II wurden Regelungen erweitert, insbesondere wurden Institute für Anlagedienstleistungen auferlegt, umfassender und verständlicher über Risiken sowie Kosten beim Wertpapierhandel aufzuklären. Somit wurde die Arbeit für Vermögensverwalter, um den gesetzlichen Regelungen zu genügen, deutlich aufwändiger. Bei zunehmendem Leistungsangebot steigen die regulatorischen Vorschriften außerdem weiter an, allerdings überproportional.

Gleichzeitig haben sie mit einer Liberalisierung der Wertpapieranlage durch einen zunehmenden Reifegrad von Wealth Management Technologien zu kämpfen. Sobald die IT-Infrastruktur einmal steht, sind die Grenzkosten für jeden weitern Kunden bei nahezu null.

Allerdings verlangt es viele Endkunden nach einem individuellen Anlageverhalten, welches die eigene Persönlichkeit ausreichend widerspiegelt. Der Haken hierbei? Bei einem hohen technologischen Reifegrad geht zunehmend Individualität verloren, denn in der IT ist Individualität in aller Regel teuer. Gleichzeitig unterwirft man sich den mehr oder weniger starren Abläufen, die computergestützte Prozesse zwangsläufig mit sich bringen.

Wie gelingt einer professionellen Vermögensverwaltung also dieser Dreikampf?

Die zunehmenden regulatorischen Vorschriften und ein Race-to-the-bottom für alle Kundengruppen bis hin zu den Affluents, zwingen Vermögensverwalter dazu, in Technologie und Digitalisierung zu investieren. Somit entstehen Anforderungen an eine Form der Standardisierung mit gleichzeitig genug Individualisierungsmöglichkeiten für Kunden. Schauen wir uns nachfolgend also an, wie Kundenportfolien in der Core-Satellite Methode strukturell aufgebaut werden, um allen Ansprüchen an eine digitale Vermögensverwaltung gerecht werden zu können.

 

Wie funktioniert die Core-Satellite-Methode in der Wertpapieranlage?

Die Vermögensverwaltung – insbesondere bei einem Robo-Advisor – funktioniert nach einer simplen Logik: Die Core-Satellite-Methode besteht aus einem Basis-Portfolio, dem Core und den Satelliten als kleine, individuelle Ergänzung für jeden Investor.

Das Core-Portfolio ist ein vom Investmentausschuss bzw. -management festgelegtes Zielportfolio für alle Kunden. Die Bestandteile sind gut recherchiert und gelten insbesondere als rechtlich absolut sicher, sodass sie vorbehaltlos zur Anlage der Kundengelder genutzt werden können. Zur Risikostreuung und Vermeidung von Transaktionskosten werden häufig keine Einzeltitel mehr verwendet, sondern direkt in Fonds investiert. Sie dient zur Stabilität und dem Aufbau einer Grundrendite. Beispielsweise besteht das Core Portfolio aus fünf Aktienfonds, drei Fonds für Anleihen sowie einem Rohstofffonds.

Die Satelliten hingegen sind die individuellen Ergänzungen des Investors und beruhen meist auf den abgefragten Anlagepräferenzen. Sie dienen zur Erzielung von Überrendite, Individualisierung und Flexibilität. Gibt ein Kunde beispielsweise an, besonders an Robotik, künstlicher Intelligenz oder Krypto-Währungen als gute Investition in die Zukunft zu glauben, so werden vorkonfektionierte Bausteine als Satelliten hinzugezogen und verringern den prozentualen Anteil des Core vom Gesamtportfolio.

Grobe Allokation eines Portfolios bei Core-Satellite

 

Doch wie wird die individuelle Anlagestrategie eines Kunden berücksichtigt?

Zur Bestimmung der pers. Anlagestrategie eines Investors, werden für diesen ein Risikoprofil erstellt, sowie die Erfahrungen und Kenntnisse abgefragt. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben und wird mittels einiger Fragen zu bspw. Anlagebetrag und -dauer oder Verlust- und Risikobereitschaft erledigt. Auf Basis der Antworten kommt eine Einschätzung der Anlagestrategie des Investors zustande, welche dann für die Gewichtung des Core Portfolios genutzt wird.

Hat der Investor ein risikoaverses Verhalten, so werden Anleihen fokussiert. Bei einem Investor, der mit Schwankungen seines Portfolios gut umgehen kann und der langfristig investieren möchte, werden klassischerweise Aktien höher gewichtet und der Anteil an Anleihen gesenkt. Dies hat bei einem Core-Satellite Ansatz lediglich Auswirkungen auf den Core Bestandteil.

Allokation eines Core Portfolios bei Core-Satellite

 

Wie sieht das in der Umsetzung aus?

Verbunden sehen die Startallokationen für Neukundenportfolios mit gewählten Satelliten somit beispielhaft wie folgt aus:

Der Anteil des Core wird demnach um die individuellen Bausteine bzw. Satelliten prozentual verringert und macht dadurch nicht mehr das vollständige Portfolio aus. Die gewählte Aufteilung des Portfolios gilt somit als Zielgröße, zu Beginn aber nachdem Zeit vergangen ist.

 

Wie funktioniert die laufende Verwaltung der Portfolien?

Wurde die Startallokation des Anlagebetrags somit festgelegt, gilt es, einen einmaligen Betrag oder regelmäßige Beträge als Sparplan zu investieren.

Doch wie jeder weiß, gehören Kursschwankungen bei Wertpapieren dazu. Somit verschiebt sich der Anteil der einzelnen Bestandteile über die Zeit. Aktienkurse schwanken beispielsweise stärker, die Positionsgrößen nehmen also schneller zu (oder auch ab) als Anleihen, sodass sich die prozentualen Anteile laufend ändern. Es macht wenig Sinn, die Gewichtungen tagtäglich wieder herzustellen. Dies würde unnötig viele Transaktionskosten verursachen, da ständig Anteile gekauft und verkauft würden, aber auch unnötig hohe Ansprüche an die Software stellen. Daher arbeitet eine professionelle Software in der Vermögensverwaltung mit der Core-Satellite Methode bei sogenannten Trigger-Events.

Trigger-Events werden üblicherweise ausgelöst sollte eine Ein- oder Auszahlung erfolgen. Es gibt allerdings auch den Fall, dass bestimmte Anteile im Verhältnis zu anderen stark zu- oder abgenommen haben. Sollte das der Fall sein, wird ein sogenanntes Rebalancing angestoßen (getriggert). Dies kann zum Beispiel bei einer Abweichung von 10% zur festgelegten Zielgröße erfolgen. Die Software hinter einem Robo-Advisor berechnet vorab, wie die neue Zielstruktur aussehen soll, verkauft zu große Positionen und investiert das freigewordene Kapital anschließend sofort in die zu kleinen Positionen. Endkunden können hierdurch vom Optimally-Balanced-Portfolio-Effekt profitieren. Risikoreichere Anteile werden häufiger gekauft, wenn ihre Preise gefallen sind und weniger gekauft, sobald ihre Preise gestiegen sind.

Die Bestandteile des Cores werden üblicherweise selten überarbeitet, da sie von vorneherein auf eine langfristige Perspektive ausgelegt sind. Satelliten-Bausteine hingegen werden jedoch ab und zu überarbeitet, sobald der Vermögensverwalter aufgrund seines Researchs zu einer neuen Einschätzung kommt. Dies löst ebenfalls ein Rebalancing aus, sodass veraltete Bestandteile automatisch verkauft und neue Positionen gekauft werden.

 

Doch wie sieht die Zukunft in der Vermögensverwaltung bzw. bei Robo-Advisor aus?

Eine sehr gute Frage… aktuell sieht es so aus, als würden die digitalen Anbieter alle am Race-to-the-bottom teilnehmen, was vermutlich daran liegt, dass Individualisierung wie angesprochen, sehr teuer sein kann. Es wird daher versucht, sich durch Marketing oder besondere Anlagekriterien des Core-Portfolios von der Konkurrenz abzuheben. Angefangen bei einem Robo-Advisor der speziell für Kinder als Zielgruppe zugeschnitten ist, bis hin zu generischen Vermögensverwaltungen mit lediglich einem Core Portfolio. Doch wollten Vermögensverwaltungen tatsächlich langfristige Kundenbindung durch deren Zufriedenheit, braucht es Erweiterungen im Service, die letztlich jeder Kunde nutzen wird und die nicht nur vordergründige Vorteile für den Kunden mit sich bringen, sondern halten was sie versprechen!

Bei der digit.cologne haben wir viele Jahre Erfahrung im Bereich Banking und Wealth Management. Wir arbeiten außerdem mit zuverlässigen Wealth-Tech Partnern zusammen, konzipieren und begleiten technische Projekte im Bereich Vermögensverwaltung. Wir beraten strategisch, konzipieren und begleiten Projekte bis zum Livegang. Sprechen Sie uns an!

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